Samstag, 18. Oktober 2014

Ruhe im Gleis !

Über allen Gleisen ist Ruh,

in allen Bahnhöfen spürest du,

kaum einen Hauch...


So - nun streikt die Bahn bis Montag morgen und die Medien zereißen sich je nach politischer Verortung die Mäuler über die gewissenlosen und geldgierigen Lokführer. Lasst sie ruhig schreien! Wer heute den Stillstand auf den Bahnhöfen bemängelt, beweist nur, wie wichtig Lokführer und Zugbegleiter in diesem Lande sind. Natürlich wäre es der deutschen Bahn lieber, wenn der Streik am Totensonntag von morgen 2Uhr bis 3Uhr morgens auf der Strecke Kleinkleckersdorf - Hintertupfingen ablaufen würde. Aber ein Streik soll ja auch die wirtschaftliche Bedeutung der Streikenden postulieren und so wäre es fatal diesen Arbeitskampf auf das Werfen von Wattebäuschchen zu beschränken. Streik ist eine Kampfmaßnahme. Das sollten sich alle Beteiligten mal vor Augen halten.

Es werden schon Stimmen laut, diesen Streik mit gesetzlichen Maßnahmen zu unterlaufen, weil Otto Franzkowinski nicht mit dem Fanzug zum Fußball fahren kann. Unsere Wirtschaftskapitäne beginnen schon um ihre Just-in-Time-Lieferungen zu fürchten. Und die ökologisch-vegane Grüne trauert wegen der nun verstärkten Benutzung von Kraftfahrzeugen zur privaten Mobilität. Jetzt schreien sie nach dem Staat, den sie sonst so gerne von vorne und hinten beschissen haben, der sich tunlichs nicht in ihre Geschäfte einschalten sollte und der als der Schlimmste aller Umweltsünder gebrandmarkt wurde. Wo sind denn jetzt die Leute, die immer für die Liberalisierung und Privatisierung gefochten haben? Wo sind die, die nicht müde wurden von der Freiheit des Marktes zu philosophieren? Wirtschaftliche Freiheit bedeutet nicht nur das Transferieren von Gewinnen ins Ausland und das unverhohlene Scheffeln von Dividenden. Es bedeutet eben das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte. Und somit auch das Recht einzelner Gewerkschaften, das Optimum für ihre Mitglieder herauszuholen. 

Unsere Regierung wollte es so haben und unsere Unternehmer wollten es so haben. Nu hammses ! Sie konnten ja nicht ahnen, das sie in der Person des Claus Weselsky einen Widerpart erfahren, der sich weder einschüchtern noch vereinnahmen lässt. Einen Mann, der sich nicht durch politischen Druck verjagen oder durch Medienkampagnen kleinkriegen lässt. Hut ab - solche Männer braucht dieses Land. 

Wer heute jammert, das in diesem Lande politischer Stillstand herrsche, der Tränen darüber vergießt, das es an durchsetzungsfähigen Männern fehle und der glaubt, in der Zeit der Globalisierung würde er zum Spielball geheimer Mächte, der soll sich den Herrn Weselsky mal ansehen. Gradlinig, kämpferisch und etwas stur. Wer etwas für seine Leute erreichen will, darf eben kein weichgespültes Handtuch sein - der muß schon ein bisschen Arsch in der Hose haben. Und Claus Weselsky hat´s. Wenn sich nun die Medien an seiner Person auch kratzen mögen - er ist Vorsitzender einer Gewerkschaft und nicht "Everybody´s Darling" oder "Germany´s next top-model". Seine Aufgabe ist es, die Mitglieder seiner Gewerkschaft zu vertreten und nicht höheren politischen oder weltanschaulichen Zielen zu dienen. Und genau das tut er !
Den Fehler, sich selber als heilsbringenede und gesellschaftlich allumfassende Organisation zu sehen, hat der DGB zu oft gemacht - und sich selber damit schon fast ins arbeitspolitische Nirwana geschossen. Wer nun noch den unhaltbaren (und polemischen) Vorwurf verbreitet, in der Führung der GDL säßen alles alte Kommunisten, hat eben die Marktwirtschaft nicht verstanden. Arbeitsleistung ist ein Produktionsfaktor, den es marktgerecht zu verkaufen gilt - das tut die GDL. 

 Den streikenden Mitarbeitern der Bahn gehört meine volle Solidarität.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen