Dienstag, 14. Oktober 2014

Kaffee - Die Auszeit des Alltags !

Nun, ich muß zugeben : Ich bin ein Genußmensch. Ich liebe es, mich an einem schönen sonnigen Nachmittag auf meinen Balkon zu setzen, auf die Straße zu sehen und die Leute zu beobachten. Dabei schwebt in der Regel ein Duft frisch gebrühten Kaffees durch die Luft. Es muß nicht immer der Filterkaffee sein, es darf auch schon mal ein Espresso doppio oder ein Lungo, ein Einspänner nach Wiener Art oder ein türkischer Mokka sein. Da bin ich Gourmet. Kaffee hat für mich den Odem von Gemütlichkeit, von bürgerlicher Lebensart und von Tradition. Seit der Belagerung von Wien durch die Türken, in dessen Folge der Kaffee nach Europa (und besonders nach Österreich) kam, ist der Kaffee ein belebendes und anregendes Genußmittel. Das Wiener Kaffeehaus galt lange Zeit als ein Hort kultivierter Lebensart. Heute jedoch - da alles schnell und am Besten noch "To-Go" erledigt werden muß - verkommt auch der Kaffee zu einem Massenverbrauchsartikel. Traurig, aber wohl nicht zu ändern.  Ich nehme mir Zeit für meinen Kaffee und verwende viel Zeit für die Auswahl der Bohnen, die Zubereitung und lasse mich normalerweise beim Genuß nicht stören. Kaffeezeit ist Auszeit.

Ich glaube manchmal, die Welt wäre um einiges friedlicher und problemloser, wenn die Hauptakteure dieses Globus sich mehr Zeit zum Kaffeetrinken nehmen würden. Bei einer Tasse heißen Mokkas könnten selbst die widerborstigsten Konkurrenten sich doch mal gemütlich zurücklehnen und im gemeinsamen Moment des Genusses ihren Streit auf eine ganz neue Basis stellen. Dazu ein Stück leckeren Kuchens und hinterher eine gute Zigarre! Wieviele Kriege, Streiks, Krisen oder Streitigkeiten hätten auf diese Weise schon gelöst werden können ohne sich den Schädel wegzuschießen oder Chaos zu produzieren. Wenn wir uns ansehen, wer in dieser Welt für die größten Kriege der letzten 100 Jahre verantwortlich ist, so werden wir erstaunt feststellen : Es waren in den seltesten Fällen Kaffeetrinker. Hitler lehnte Kaffee genauso ab, wie Mao Tse-Dong oder Josef Stalin (alles Teetrinker !). Ob es daran liegt, das Tee ziehen muß und der Kaffee sich setzen darf? Kaffee macht gemütlich, sagte meine Oma immer und damit hatte sie Recht.

Wenn sie sich also über jemanden mal sehr ärgern oder ihn gerne auf den Kopf hauen wollen, drehen sie doch einfach mal die Methode um. Gehen sie hin und fragen "Wollen wir mal einen Kaffee trinken?" Die Reaktion der Gegenseite kann ich natürlich nicht voraussagen - aber sie haben guten Willen gezeigt und vielleicht ist das der Moment eine Unstimmigkeit zumindest beizulegen oder erst garnicht aufkommen zu lassen.

Von meinem Balkon aus sehe ich die Leute durch die Straße hetzen. Autofahrer lenken hektisch und genervt ihre Fahrzeuge, Jugendliche eilen ihren Zielen entgegen und selbst ältere Menschen scheinen nicht mehr die Zeit zu haben, sich in Ruhe fortzubewegen. Ich stehe auf meinem Balkon und sehe hinunter. In der einen Hand meine Kaffeetasse - in der anderen meine obligatorische Zigarre. Schluckweise nehme ich die heiße Flüssigkeit in mich auf, abwechselnd kleine blaue Wolken in den Himmel blasend. Das ist der Moment, an dem ich denke : Hier bin ich Mensch, hier darf ich es sein. Das habe ich mir verdient !
Deshalb kann ich nur raten : Nehmt euch mal einen Kaffee !

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