Sonntag, 22. Juni 2014

Sie sind am Zug - ein kleiner moderner Knigge für den Bahnkunden.

Nun ist es wieder so weit. Sie benutzen die Bahn. Voller Vorfreude auf die kommenden Ereignisse und das Erlebnis des Bahnfahrens machen sie sich frisch gewaschen und gebügelt auf den Weg zum Bahnhof. Sie haben ihre Fahrkarte, sie haben ihr Gepäck - aber seien sie ehrlich mit sich selber ! Wissen sie eigentlich wie man sich stilecht und parkettsicher heute in der Bahn benimmt. Ihre soziale Bildung und ihr Benehmen stammen sicher noch aus der Zeit, in der man mit Krawatte und halbsteifem Hut in der Öffentlichkeit auftrat und man sein Taschentuch mit Eau de Cologne tränkte. Auch ich bin lange Zeit noch mit den Verhaltensweisen aus den 60er Jahren aufgewachsen und mein Großvater setzte alles daran, mir das Benehmen eines kultivierten Menschen beizubringen. Das ist natürlich alles überholt. Heute benimmt man sich anders. Wenn auch sie nicht schon aus fünfzig Metern Entfernung von unserer jungen Bevölkerung als mehr oder minder liebenswertes Fossil wahrgenommen werden wollen, sollten sie die unten aufgelisteten Verhaltensweisen verinnerlichen.

Wie kaufe ich eine Fahrkarte ?
Früher stellte man sich in die Schlange am Schalter an und wenn man an der Reihe war, formulierte man sein Reiseanliegen den Schalterbeamten gegenüber höflich und mit Respekt. HA - das war früher. In Zeiten der Demokratie und Leistungsgesellschaft ist das überholt. Drängen sie sich in der Schlange vor. Die Menschen heute mögen Leistungsträger mit Durchsetzungsvermögen. Man wird sie bewundern. Die alte Dame mit Rollator hatte ihre Chance. Ein leichter Stoß in die Rippen oder ein charmanter Schlag in den Nacken wird auch den hartnäckigsten Menschen in der Schlange davon überzeugen, dass ihr Reiseanliegen von besonderer Bedeutung ist. Am Schalter selber sollten sie im Rahmen eines effizienten Kundenkontakts auf unnötige Formeln wie "Guten Tag" oder "Guten Morgen" verzichten. Zeigen sie dem Kundenberater, dass sie sich nicht für etwas Besseres halten und verwenden sie das intime "Du". Falls es sich um eine weibliche Kraft handeln sollte, lassen sie ihren Charme spielen und ergänzen die ihre Bestellung um die Anrede "Schnecke" oder (falls die Mitarbeiterin ihre Mutter sein könnte) um "Alte". Das schafft Vertrauen und macht sie sympathisch. Falls sie ihre Fahrkarte jedoch am Automaten kaufen sollten, beweisen sie den Umstehenden ihre Sportlichkeit und treten mit dem Elan eines hochdotierten Fußballers gegen den Automaten.

Auf dem Bahnsteig !
Hier warten sie auf ihren Zug. Es ist Zeit für Entspannung. Kauen sie ein Kaugummi, rauchen sie einen Joint oder trinken sie einen Flasche Bier. Hier ist die Intimzone der Reisenden ! Hier können sie das letzte Mal ohne Bedenken relaxen. Nutzen sie die Zeit, um ein letztes Mal ihre Blase zu entleeren. Dafür bietet sich der Bahnsteig an (der Schotter im Gleisbett ist nicht umsonst so angelegt, das Flüssigkeiten schnell versickern). Für die Verrichtung große "Geschäfte" können sie getrost den Aufzug zum Bahnsteig benutzen. Ihre Mitreisenden werden ihre noncharlante Art im Umgang mit dem Eigentum der DB zu würdigen wissen. Falls der Zug mehr als 30 Sekunden Verspätung haben sollte, protestieren sie lautstark und unter Verwendung von Verbalinjurien beim Bahnpersonal. Zeigen sie ihre Durchsetzungsfähigkeit. Hierbei kann allein durch die Lautstärke ihres Protestes das Einfahren des Zuges beschleunigt werden. Bei Einlaufen des Zuges bewegen sie sich unter Einsatz ihrer Ellenbogen an den anderen Fahrgästen vorbei zu den Zugtüren. Schwere Koffer sollten sie bereits aus 2 Metern Entfernung mit Elan in die Türöffnungen katapultieren. Reisen sie in einer Gruppe ? Stürmen sie zur Waggontür und blockieren diese für ihre Freunde, die noch in der Bahnhofshalle eine Tageszeitung kaufen. Dadurch zeigen sie soziale Kompetenz und ermöglichen den Zugbegleitern eine kurze Verschnaufpause. Man wird ihnen danken.

Im Waggon !
Nehmen sie Platz und machen sie es sich bequem- es ist ihr gutes Recht! Ist der Platz gegenüber unbesetzt, so sollten Sie die Füße hochlegen. Die Bahn ist für jeden entspannten Fahrgast dankbar. Außerdem zeigen sie den Zugbegleiter ihren guten Geschmack im Bereich moderner Schuhmode.
Sind sie mit ihrer Freundin oder ihrem Freund unterwegs, so bietet sich natürlich an, die Fahrtzeit mit dem intensiven Austausch von intimen Zärtlichkeiten zu verbringen. Mitreisende Fahrgäste und das Zugpersonal werden sie für ihren ungezwungenen Umgang bewundern. Oder nutzen sie die Zeit ihr Smartphone zum Musikhören zu verwenden? Gute Idee - aber sie sollten ihre Mitreisenden nicht um den Genuß der Musik betrügen. Drehen sie den Lautsprecher auf volle Lautstärke und lassen sie ihre Mitmenschen am Genuß teilhaben. Falls ihnen ein Hungergefühl die Reise zu verderben droht, so zögern sie nicht, ihre mitgebrachten Köstlichkeiten im Waggon zu verzehren. Hier sollten sie auf unnötige Konventionen verzichten (man ist ja quasi unter sich). Lautes Rülpsen zeugt von gesunder Verdauung und das Verteilen von Krümeln und Essensresten auf den Sitzen beweist angenehm ungezwungenen Umgang mit der Situation und fördert das Wohlbefinden aller. Bieten Sie ihren Mitreisenden einen Schluck aus der mitgebrachten Bierflasche an.Verpackungreste entsorgen sie elegant auf dem Boden. Das erhält dem Reinigungspersonal langfristige Arbeitsplätze.
Falls sie aus dem Fenster sehen und interessante Landschaften, Sehenswürdigkeiten oder Supermärkte sehen, zögern sie nicht. Die schnelle Benutzung der Notbremse verschafft ihnen und ihren Mitreisenden  die Gelegenheit zum günstigen Einkauf im gleisnahen Verbrauchermarkt oder der Besichtungung eines historischen Gebäudes. Lassen sie die Möglichkeit kultureller Verschnaufpausen nicht ungenutzt. Alleinreisende des bevorzugten Geschlechts sind übrigens genauso wenig einem handfesten Flirt abgeneigt, wie das Bahnpersonal. Hier sollten sie ihren Neigungen freien Lauf lassen.

Das Bahnpersonal
Sie haben ihre Fahrkarte teuer bezahlt. Das macht sie zu einem Angehörigen einer privilegierten Elite. Zeigen sie sich jovial. Klopfen sie dem Schaffner mit Schmackes auf die Schulter. Geben sie der Zugbegleiterin ruhig einen freundschaftlichen Kuss. Falls jedoch ein Fehler auftritt oder der Zug eventuell verspätet sein sollte, so lassen sie ihre aufgestaute Frustration nach Gutsherrenart am Begleitpersonal aus. Sie sind schließlich im Recht. Sind sie vielleicht Bahnliebhaber ? Dann nutzen sie ihre Chance. Steigen sie ohne große Formalitäten in den Triebwagen oder die Lokomotive. Statten sie dem sonst schrecklich einsamen Lokführer mal einen Besuch ab und geben sie ihm durch gute Ratschläge die Informationen, die er für die ordnungsgemäßes Erfüllung seines Berufes sicher dringend braucht. Legen sie Ihr Smartphone oder ihre Fotokamera ruhig in den Sichtbereich der Windschutzscheibe und nehmen sie eine Führerstandsmitfahrt auf. Das lässt sich bei youtube prima posten. Als Erinnerung an die Bahnfahrt hat sich das Hinterlassen eines Graffitis oder das Einritzen seiner Initialen in die Fensterscheibe des Waggons bewährt. Vergessen sie also nicht das Taschenmesser oder den dicken Edding.

Nach der Reise
Sie sind am Ziel angekommen und alles war zu ihrer Zufriedenheit? Nun, das ist ja sehr schön. Aber ist es das, was die Welt erfahren sollte? Nein. Denn wenn sie sich jetzt nicht beschweren, denkt die Bahndirektion, es wäre alles in Ordnung. Damit beweisen sie nur, mit wie wenig sie zufrieden sind.. Das macht nur bequem Beschweren Sie sich. Dadurch zeigen sie der Deutschen Bahn, dass sie Ihnen am Herzen liegt. War vielleicht das ausliegende Lesemagazin nicht das Neueste oder hatte gar ein Eselsohr? War der Zug eventuell 20 Sekunden zu spät am Ziel? Lagen Krümel im Wagen? Lassen sie sich etwas einfallen! Nur so wird die Deutsche Bahn ihre Bemühungen noch verstärken, ihnen eine schöne und preiswerte Reise zu ermöglichen. Falls es ihnen an Beschwerdegründen gebricht, so informieren sie sich schon während der Zugfahrt per Internet in den entsprechenden Nörgel-Foren. Bei etwas gutem Willen, lassen sich immer Gründe für eine Beschwerde finden. Und vielleicht belohnt sie die Bahn dafür sogar mit einem Freigetränk der einem Reisegutschein. Also munter beschwehrt ! Glauben Sie mir : Man wird sich ihrer erinnern und ihnen dankbar sein.

Heute befolgen schon zahlreiche Bahnreisende meine Verhaltensvorschläge. Stehen Sie nicht im Abseits. Machen Sie mit! Seien sie modern und auf der Höhe der Zeit. Denn jetzt sind sie am Zug!

Mittwoch, 18. Juni 2014

DB & ICE - ein netter Zug !

Normalerweise bin ich leidenschaftlicher Autofahrer. Ich bin auch ein Freund des Individualverkehrs, beschehrt er doch den Menschen ein Stück persönlicher Freiheit in einer Gesellschaft, die einen vorne und hinten mit Verboten, Erlassen, Gesetzen und Verordnungen in einer Weise einschränkt, die sonst noch nicht einmal in Diktaturen vorkommen. Mit einem Zug zu reisen, war in den letzten 25 Jahren bei mir eine seltene Ausnahme.
Nun hatte ich neulich einen wichtigen Termin in Hamm (Westfalen). Mal wieder mit einem guten Freund einen leckeren Kaffee trinken, ein wenig Quatschen und die aktuellen politischen Probleme und natürlich auch die WM besabbeln. Aber mit dem Auto fahren? Morgens sind die Straßen sehr voll, der Sprit ist verflucht teuer und ich hatte einfach keine Lust, mich hinters Steuer zu klemmen. Das muß ich schon beruflich oft genug. Also kam ich auf die Deutsche Bahn zurück. Das der Freund, den ich in Hamm treffen wollte, Mitarbeiter der Deutschen Bahn ist, kam dieser Idee natürlich sehr entgegen. Wenn man mit einem Zug fährt, in dem der Freund Zugführer ist, ist das natürlich ein Argument für die Benutzung der Bahn - da kann man neben dem Fahrerlebnis nämlich auch noch eine Menge lernen.
Als erstes möchte ich bemerken, der Zug war auf die Minute pünktlich. Da mögen sich ja viele Leute über die angebliche Unpünktlichkeit der Bahn beschweren; ich hatte an diesem Morgen Zeit mir den Bahnhof und den Bahnverkehr mal genauer anzusehen (ich habe auf dem Bahnhof gefrühstückt) und ich musste feststellen, der Bahnverkehr kommt pünktlich (bis auf ein,zwei Minuten vielleicht, aber das ist bei den Imponderabilien eines komplexen Logistiksystems nicht viel) und das Bahnpersonal ist von ausgesuchter Höflichkeit. Das Einzige, was den guten Eindruck trübte, waren die zahlreichen Jugendlichen (vom Alter her Oberschüler oder Studenten) die nicht in der Lage waren, ein halbwegs zivilisiertes Benehmen an den Tag zu legen. Unrat und Müll gehören nicht auf den Boden, sondern in den Mülleimer. Vielleicht sollte man einen Grundkurs "Benehmen in der Öffentlichkeit" für diese Menschengruppe verpflichtend einführen. Das ein Bahnhof, als Gebäude des öffentlichen Verkehrs, nicht zum Abladen benutzter Taschentücher, Essenresten und Notizpapieren dient, scheint sich manchen Menschen nur rudimentär zu erschließen. Auch ist es unhöflich, einen Mitarbeiter der Bahn mit den Worten "Ey, kannste mir mal sagen...." in einem mit mir geführten Kundengespräch zu unterbrechen. Ersten ist der Mitarbeiter der Bahn kein "Ey" und zweitens hat auch der pseudoakademische Nachwuchs zu warten, bis er an der Reihe ist. Die unverschämte Verhaltensweise gegenüber Mitarbeitern der Bahn ist eine Respektlosigkeit gegenüber wichtigen Funktionsträgern, die diese in keiner Weise verdient haben.
Als der Zug einlief, wurde ich freundlich vom Zugbegleiter begrüßt, nahm in der zweiten Klasse Platz und war über die Sauberkeit und großzügigen Platzverhältnisse angenehm überrascht. Die Klimatisierung war sehr angenehm. Selbst Lesestoff in Form eines Magazins war vorhanden. So machte ich es mir denn bequem und ich kann sagen, ich habe die Fahrt sehr genossen. Im Gegensatz zu früher ist die Federung eines ICE eine Wohltat. Die Zugdurchsagen waren gut verständlich und bis Hamm erlebte ich eine kurzweilige und sehr angenehme Fahrt. Und das lag nicht daran, daß mir mein alter Freund sogar einen Kaffee an den Platz brachte.
In Hamm selber durfte ich sogar einen Blick in das Cockpit (oder besser den Führerstand) des Fahrzeuges machen. Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Technik ein Lokführer umgehen können muß, um solch einen ICE sicher und schnell ans Ziel zu bringen. Die Leistungsanforderungen an das Lokpersonal liegen da nicht geringer als die Anforderungen, die normalerweise dem fliegerischen Personal einer Airline angetragen werden. Von hier mal ein großes Lob an alle Lok- und Triebwagenführer, die trotz teils widriger Arbeitszeiten und schweren Arbeitsbedingungen täglich ihren Mann (oder Frau) stehen und uns sicher ans Ziel bringen. Wer einmal einen Blick hinter die Kulissen riskieren darf, wird sich der Verantwortung und Schwierigkeiten bewußt werden, die so eine Tätigkeit mit sich bringt. Hier sollte man dem Personal Respekt zollen.
Auch die Rückfahrt (im ICE3) schmälerte den guten Eindruck der Hinfahrt in keiner Weise. Bemerkenswert hier fand ich die Scheibe zwischen Cockpit und Fahrgastraum. Sie ist bei Bedarf durchsichtig und erlaubt dem interessierten Bahnreisenden einen Blick auf die Strecke aus der Sicht des Lokführers. Zum Abschluß noch ein Wort an alle Reisenden. Das Zugbegleitpersonal ist immer bemüht den Ansprüchen der Reisenden gerecht zu werden. Wenn mal ein technischer Defekt auftritt (was immer passieren kann) oder ein Fehler passiert (was menschlich ist), so behandeln sie den Zugbegleiter so, wie sie behandelt werden möchten. Er ist kein Dienstbote, kein Ventil zum Ablassen aufgestauter Aggressionen und kein Zielobjekt von unflätigen Bemerkungen. Das Bahnpersonal ist gehalten, ihnen die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten. Wunder kann auch der engagierteste Zugbegleiter nicht vollbringen. Benehmen sie sich als Bahnreisender einfach so, wie es sich unter zivilisierten Menschen geziemt. Das macht ihnen, ihren Mitreisenden und dem Personal die Fahrt angenehmer. Dann können wir alle sagen : "Der ICE - ein netter Zug"

Sonntag, 15. Juni 2014

Hurra ! Wir werden Weltmeister ! - oder doch nicht ??

Nun ich möchte zunächst einmal feststellen - ich bin absolut kein Fußballfan! Nicht nur, daß ich niemals Fußball gespielt habe (außer den traurigen Versuchen im Sportunterricht bei denen ich stets gescheitert bin), ich sehe mir Fußball auch nicht an - weder im Station noch im Fernsehen. Fußball als Sportart ist mir völlig wesensfremd. Vielleicht aber kann ich gerade deshalb hier meine Betrachtungen von einer Position aus machen, die nur der einnehmen kann, der nicht in das Geschehen involviert ist.

Wie der Fußball entstanden ist - oder auch nicht
Es begab sich zur Zeit des Kaisers Hadrian oder Augustus oder einem anderen alten Römer. Nach einem Großkampfttag im Circus Maximus sollten zwei Gruppen von Sklaven den Platz aufräumen. Vielleicht waren es Germanen und Syrer, vielleicht auch andere. Da fand ein Sklave im Sand einen abgeschlagenen Kopf eines Gladiators, der offenbar mit seinem Beruf überfordert gewesen war. Dieser Schädel mochte wohl den ganzen Tag in der Sonne gelegen haben und roch schon ein wenig angeranzt, so das sich der unfreiwillige Aufräumer nicht dazu durchringen konnte, diesen mit den Händen wegzutragen. Er stieß ihn also mit dem Fuß in Richtung eines anderen Sklavens. Dieser - vom Geruch des abgetrennten Kämpferhauptes auch nicht sonderlich angetan, trat den Schädel dann zu einem Anderen - und so weiter - bis irgendwann der Kopf dann durch das Tor (sic!) aus der Arena flog. Abgeschlagene Köpfe kamen wenig später als Spielmaterial aus der Mode und so nahm man einen Ball. Aber das Procedere ist im Grunde das gleiche geblieben.

Wie funktioniert Fußball ? 
Also auf dem Feld stehen 25 Mann. Zwei von ihnen dürfen das Spielfeld nicht betreten und gucken nur, ob sich der Ball noch in der Umrandung der Spielfläche befindet. Ein Spieler darf nicht so richtig mitspielen (und verdient auch weniger). Das macht ihn traurig und deshalb trägt er schwarze Kleidung. Als Ausgleich darf er ab und zu Musik machen und auf einer Pfeife blasen. An jedem Ende des Spielfeldes befindet sich ein Gerüst mit einem Netz. In diesem stilisierten Häuschen steht auch jeweils ein Spieler. Wenn ein Ball in dieses Häuschen fliegt, weil der Spieler den Ball nicht festgehalten hat, rufen die Zuschauer "Du Tor"(weil ein Ball in diesem Häuschen als Torheit empfunden wird). Die anderen Spieler laufen die ganze Zeit über das Spielfeld und versuchen an den Ball zu kommen. Wenn ein Spieler aber an den Ball gekommen ist, tritt er ihn weg. Ach so - am Rande des Spielfeldes sitzt noch ein Mann, der immer Tränen vergießt, wenn seine Mannschaft verliert - das ist der sogenannte Trainer.

Die Weltmeisterschaft
Alle vier Jahre gibt es eine Weltmeisterschaft im Fußball. Da schicken alle Länder ihre jeweils besten Spieler hin. Diese Mannschaft ist dann die Nationalmannschaft. Sie soll das Land auf internationaler Ebene repräsentieren. Deshalb dürfen in diesen Mannschaften auch nur Spieler mitspielen, die richtige Deutsche sind (also keine angeworbenen Spieler aus anderen Ländern) . In Kader der deutschen Nationalmannschaft spielen merkwürdigerweise aber auch Leute wie : Mesut Özil, Jerome Boateng, Sami Khedira, Shkrodan Mustafi und Lukas Podolski. JA - man staunt richtig, wie groß Deutschland ist, wenn es um Fußball geht. Da reichen dann unsere Landesgrenzen locker bis Afrika oder dem vorderen Orient (vermutlich hat der Verantwortliche da doch noch die alte Karte mit dem Frontverlauf vom September 1942 vor der Nase gehabt). Die Weltmeisterschaft wird jeweils von der Weltfußballorganisation an die Nation vergeben, die zur Ausrichtung in würdigem Rahmen in der Lage ist z.B. in aktuellen Fall Brasilien. Die nächste WM ist dann in Rußland und 2022 in Qatar.
In Brasilien hungern zwar die Menschen auf den Straßen und die medizinische Versorgung ist auch nicht die Beste - aber was sollen die Unkenrufe? Das in Qatar Arbeitssklaven aus Fernost für Hungerlöhne den Scheichs die Stadien hochziehen kratzt ja auch keinen - und wenn doch haben die Ölprinzen schon die richtigen Schmiermittel.

Der deutsche Fußballfan
Jedem sei sein Hobby und seine Leidenschaft gegönnt. In Zeiten der Fußball-WM jedoch erfasst dieses Land ein bisher ungekanntes Nationalgefühl. Die Leute, die gestern noch auf die Mißstände in diesem Land hingewiesen haben, die neulich noch die Regierung durch den Kakao zogen und die am liebsten in ganz anderen Ecken der Welt ihren Ruhestand genießen wollen, laufen mit dem Hochgefühl des von der Vorsehung versprochenen Siegesfahnenzeigend durch die Straßen. Selbst der Senf schmeckt mehr nach Senf, wenn ein schwarz-rot-goldenes Fähnchen auf dem Etikett prangt und das Waschmittel wäscht die blauen Socken viel weißer, wenn Jogi Löw sein Konterfei auf dem Pappkarton präsentiert. Werbetechnisch sind die Deutschen schon Weltmeister. Der Fußballfan opfert seine letzten Pfennige (pardon Cent) für den neuesten Weltmeister-Fernseher, der Bierkasten steht genauso bereit, wie die Chips mit brasilianischer Würzung. An den Autos werden Fähnchen in jeder Größe und Position angebracht, als gelte es die Wiedererstarkung des Vaterlandes zu feiern. Und jeder, der nicht mitjubelt, macht sich der latenten Vaterlandslosigkeit verdächtig. Das die anderen Mannschaften auch mit dem Ball umgehen können, sei nur am Rande erwähnt. Denn der Özil und der Neuer und der Löw und überhaupt - Wir werden ja Weltmeister ! Diejenigen, die heute noch in Euphorie die deutsche Mannschaft in den Kreis der Heiligen aufnehmen möchten, würden übrigens bei vorzeitigen Ausscheiden des deutschen Kaders den Bundestrainer ohne Reue öffentlich vierteilen.

Fußball und Ich - eine persönliche Betrachtung
Mir geht Fußball ganz ehrlich am Arsch vorbei. Ob nun Deutschland, Israel oder Paraguay Weltmeister wird, ist mir völlig egal. Ich würde mich freuen, wenn es Argentinien wird, denn ich mag dieses Land ganz einfach. Mir stößt allerdings sauer auf, das hier gut bezahlte Balltreter zu Nationalhelden stiliert werden. Die Feuerwehrleute und die Jungs (und Mädels) von THW, die letzte Woche die umgestürzten Bäume von den Straßen geholt haben - das sind für mich Helden. Die Marinesoldaten, die vor der Küste Somalias den Piraten ihr blutiges Handwerk legen - die verdienen mehr Beachtung als 25-jährige mit zweistelligem Millioneinkommen und monegassischem Steuerwohnsitz. Krankenschwestern, Lokführern und jedem, der sein Brot ehrlich und fleißig verdient, kann ich Respekt zollen. Gehätschelten Balltretern, die Schlagzeilen machen, weil sie in eine Hotelhalle pissen, kann ich das nicht. Da kann der Jogi Löw noch so Werbung für Haarwuchsschampoo machen. Ich finde es skandalös, eine Mannschaft für unser Vaterland in die Welt zu schicken, die noch nicht einmal die Nationalhymne textsicher singen kann. Dazu müsse es doch wenigstens reichen, oder?




Dienstag, 10. Juni 2014

Happy Weekend - oder Rock am Stock.

Der Sommer ist die geliebte Zeit für zahlreiche ausserhäusige Freizeitaktivitäten. Auf meinem Schreibtisch liegen zwei Einladungen; die Eine für ein Golfspiel und eine Andere für einen Segeltrip. Außerdem stehen einige Gartenpartys in nächster Zeit auf meiner Agenda. Nun, ich werde sehen, welche ich annehmen werde. Und - ich schulde einem sehr guten Freund noch einen doppelten Eisbecher für seine unschätzbare Hilfe meinen PC wieder in Gang zu bringen (Thomas - noch mal ganz lieben Dank!!). Zu solchen Aktivitäten bietet sich der Sommer an. Der Sommer ist auch die hohe Zeit der Open-Air-Konzerte und ich denke gerne an das Max-Raabe-Konzert in der Berliner Waldbühne zurück.
Allerdings gibt es auch Konzerte, deren Sinn nicht mehr das gemeinsame Erleben guter Musik ist, sondern deren Sinn schon per Organisation im Vorfeld pervertiert wird. Hier sticht mir das BIRLIKTE-Konzert in Köln besonders ins Auge. Beleuchten wir kurz mal den Hintergrund : Vor 10 Jahren explodierte in einer, fast ausschließlich von Migranten bewohnten, Straße in Köln eine Nagelbombe (ein Sprengkörper mit Nägeln als Schrapenell-Ladung) und verletzte 22 Menschen, davon 4 schwer. Ursprünglich suchte man die Täter im Millieu krimineller Migranten, nun sucht man die Täter im Bereich rechtsradikaler Gruppen. Die Ermittlungen dauern noch an.
Diese traurige Tatsache wird dann zu einem Grund für ein Konzert. Mit viel Medien-Tamtam treten die Senioren des "deutschen" Rocks - Maffay und Lindenberg mit bedeutungsschwangerenen Vorreden und altersbedingt geschädigten Stimmen vor ihr Publikum, einer Ansammlung von Menschen, die überwiegen weder die Keupstraße in Köln bewohnen noch sich jemals ohne dieses mediengepushte Konzert in diese Gegend Köls verirrt hätten. Lindenberg ließ im Vorfeld sogar verkünden, er wolle zwei Lieder auf Türkisch singen. Ob den Menschen dort wirklich ein Trost ist, wenn Lindenberg seine wichtigen Lied-Botschaften von "Andrea Doria" und"Sonderug nach Pankow" in türkischer Sprache trällert ? Die meisten Deutschen würden es nicht verstehen und den meisten Türken die Radebrecherei ihrer Sprache auch nicht gefallen. Aber Herr Lindenberg ist ja seit seinen Versuchen dem damaligen DDR-Chef Honecker musikalisch in den Arsch zu kriechen dafür bekannt, keine Möglichkeit ungenutzt zu lassen, seinen Namen auf ein Plakat zu bringen - und sei es als Promi-Gast auf einer Pornomesse.
Und  Peter Maffay ? Unvergessen seine Deflorations-Ballade "Es war Sommer" (ein echtes Highlight deutscher Musikgeschichte) und sein lustiges, aber nun doch in der Versenkung veschwundenens Großwerk "Tabernakel" - sorry "Tabaluga".
Fehlt nur noch Wolfgang Niedecken als gealtertes kölsches Original mit so unverständlichen Texten unterwegs, daß schon in Brühl die letzten seiner Enthusiasten den Google-Übersetzer nach "Deutsch-Kölsch" durchforsten.
Diese Ansammlung von Künstlern, die nur noch von ihrer Vergangenheit leben oder im Schatten ihrer eigenen Geschichte herumtänzeln, werden unterstützt von Bühnen-Legenden wie der Berufs-Transe und Dschungelüberlebenden Olivia Jones und dem, aus der Gruft des Vergessens entwichenen, Hardy Krüger (selbst ich wußte nicht, daß der noch lebt!).
Und als Sahnehäuptchen obendrauf kommt noch det Bundespräsident Gauck, dieser Ersatz-Martin-Luther aus Rostock mit dem Knautschgesicht, der kurz zuvor noch dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan öffentlich Nachhilfe in Regierungskunst geben wollte (obwohl seine eigenen Fähigkeiten über die  miuttelmäßige Führung einer Untersuchungsbehörde niemals hinausgingen). Alles in Allem ein Event, bei dem die Veranstalter sauber an der Zielgruppe vorbeizielen. Das war kein Konzert zum gemeinsamen Miteinander - das war ein musikalisch-politisches Resteverwerten zum mediengerechten Anbiedern. Gott sie Dank hatte wenigsten der Himmel ein Einsehen und ließ die Veranstaltung im Gewitter vorzeitig enden.
Der nächste musikalische Höhepunkt war dann "Rock am Ring" in der Eifel. Es mag Musikfreunde geben, die dort wirklich wegen der Musik hinfahren. Für die meisten jedoch ist es mehr ein Party-Event, bei dem die Musik eine untergeordnete Rolle spielt. Aus dem eigenen Bekanntenkreis habe ich erfahren, das eher der unkontrollierte Konsum von Alkohol und Drogen und die dadurch bedingte oder sogar geförderte sexuelle Freizügigkeit ("Glaub mir - ich habe mich da nacheinander von fünf Typen vögeln lassen!" - Originalzitat einer jungen Frau, deren Namen ich besser verschweige) der wirkliche Grund zum Anreisen ist. Man könnte die Musik auch abstellen - 4 Tage im Zelt mit hygienischer Versorgung auf Dritt-Welt-Niveau lassen sich in ihrer Faszination für junge Menschen nur unter diesen Gesichtspunkten erklären. Aber irgentwo muss die Jugend ja ihre Erfahrungen machen und hat später die Möglichkeit die "Rock am Ring"-Armbänder mit dem gleichen Stolz zu tragen, wie mein Großvater früher seine Orden. Auch wenn Opa dafür den Kopf und nicht den Unterleib hingehalten hat. 
Man hatte an diesem Wochenende also viele Möglichkeiten seine Freizeit zu verbringen. In Köln die musikalische Resterampe mit Träne im staatsmännischen Knopfloch und in der Eifel das Massenbesäufnis mit der Möglichkeit auf schnellen Sex und Geschlechtskrankheiten.
Ganz ehrlich - dann lieber Golfen,Segeln,Grillen !

Mittwoch, 4. Juni 2014

The yesterday man

Wenn ich meinen Freundes- und Bekanntenkreis befrage, so höre ich oft den scherzhaft formulierten Vorwurf, ich sei eigentlich ein "Mann von gestern". Nun, manche mögen das so sehen, ich wollte das ursprünglich auch nicht kommentieren. Wenn ich aber heute die Zeitung lese, durch die Straßen gehe und mich in diesem Lande umsehe, so erfüllt mich meine im Kern konservative Haltung mit Stolz.

 Oder besser mit Wut und Stolz. Ich sehe in den Fußgängerzonen Bettler und Arbeitslose, die sich von der Barmherzigkeit der Fleißigen ihren Lebensunterhalt finanzieren lassen. Ich sehe im Fernsehen junge Sozialhilfeempfängerinnen, die ihre Schwangerschaften, sexuellen Vorlieben oder Tätowierungen zur Schau stellen. Geistig degenerierte Teile der Bevölkerung dürfen in diversen Casting-Shows mal kurz am Arsch der Berühmtheit riechen, bevor sie wieder der steuerzahlenden Gemeinschaft auf der Tasche liegen. Allesamt Menschen, deren Schamgefühl und Würde im Orkus des modernen Zeitgeistes verschwunden sind. Diese Anblicke sind mir unterträglich.

Unerträglicher als diese soziale Degeneration sind mir allerdings noch Menschen, die dies als modern und zeitgemäß verkaufen wollen und mit dem unbrauchbaren Schlagwort der "political correctness" jede Form von Kritik an diesen eklatanten Mißständen in den Bereich rechter Politik drängen wollen.
Früher hieß "political correctness" noch "Volksempfinden" und brachte je nach Ausrichtung der jeweils vorherrschenden Mode heilkundige Frauen auf den Scheiterhaufen oder Andersdenkende ins Gefängnis. Dass heute die Fehlentwicklungen in der Gesellschaft nicht bekämpft werden, liegt nicht an der Akzeptanz durch die breite Masse, sondern daran, daß es in diesem Lande keine Politiker und vor allem keine Medien mehr gibt, die genug Arsch in der Hose haben, diesen Faulpelzen, Tagedieben, Gammlern und Schmarotzern mit einem Tritt in den Hintern zu begegnen. Und dieses bezieht sich nicht nur auf das Bildungsprekariat. An unseren Universitäten schleichen genügend junge Menschen herum, die anstatt zu arbeiten und sich selber zu ernähren, lieber erfolglos Studienplätze belegen. Schmarotzer bleibt Schmarotzer - auch mit Hochschulreife !
Qualifizierung bedeutet eben nicht, jedem Hansel nach Absitzen seiner Zeit einen Zettel in die Hand zu drücken, der dann zum diplomierten Bedienen einer Friteuse befähigt.

Wir sind eine fleißige Nation von Hausbesitzern, Kleinaktionären und hart arbeitenden Menschen, die sich selber helfen können und wissen, daß sich das auch lohnt. Deutschland muß endlich aufhören, der Faulheit, der Disziplinlosigkeit und Trägheit das Wort zu reden, in der falschen Annahme, man könne nichts dagegen tun. Wir sind nicht das Land der BaFÖG- und Sozialhilfe-Empfänger, das Land der DSDS- und GNTM-Gucker. Wir sind ein Land mit christlich-moralischen Grundwerten, die uns über jahrhunderte hinweg zu der europäischen Führungsnation gemacht haben. Deshalb wäre die Wiedereinführung einer allgemeinen Wehrpflicht (für Männer und Frauen) durchaus sinnvoll. Es würde die jungen Menschen in der Blüte ihrer Jugend endlich an Pünktlichkeit, Verlässichkeit und Disziplin gewöhnen. Es würde dem Rest der Welt zeigen, daß mit uns in jeder Beziehung noch zu rechnen ist. Und in einigen Jahren würden Generationen von ordentlichen jungen Männern und Frauen dafür sorgen, daß die nachwachsenden Generationen nicht mehr dem geistig-moralischen Verfall anheimfallen.

Es wird Zeit sich wieder auf diese Grundwerte zu besinnen. Fleiß, Sparsamkeit, Erfolgswillen und nicht zuletzt Disziplin sind Kardinaltugenden. Sie sind die Garanten für Prosperität und  Wohlstand.
Wer sich zu diesen Tugenden bekennt, dem wird dauerhaft der Erfolg nicht versagt bleiben. Unten ? - das sind die Anderen ! So gesehen bin ich ein Mann von gestern. Nicht, dass früher alles besser war. Man hat früher nur besser auf einander und auf sich selber geachtet. Mir bedeuten diese Werte und dieses Land  nämlich noch etwas. Und ich habe die Hoffnung, damit nicht allein zu sein.