Mittwoch, 18. März 2015

Thailand - ein tierisches Vergnügen ?


Es war mal wieder soweit. Nach 330 Tagen anstrengender Arbeit ging es Mitte Februar wieder nach Thailand. Dieses Mal sollten es sogar 22 Tage unter der südlichen Sonne am Golf von Siam werden. Ich entwickele mich doch noch zu einem Fernreisenden. Und gerade Thailand hat mir trotz diverser Widrigkeiten sehr gut gefallen. Für jeden, den es interessiert kommt hier mein Bericht über ein fernes Land, welches uns manchmal sehr heimisch vorkommen kann, aber dennoch komplett anders gestrickt ist, als hier viele glauben.

Flughafen Bangkok

Die Ankunft
Nach einem anstrengen Flug lande ich in Bangkok. Ich hasse es Economy zu reisen, aber ich habe ja noch nicht im Lotto gewonnen und da bleibt mir halt nur Holzklasse. Diesmal flog ich mit Emirates, eine Fluggesellschaft, die ich sehr empfehlen kann. Während des Fluges gelang es mir sogar ganz nett mit der polnischen (!) Stewardess zu flirten. Überhaupt waren die Flugbegleiterinnen dieser Airline alle sehr nett, sehr hilfsbereit und außergewöhnlich hübsch. Das alleine wäre schon ein guter Grund mit dieser Gesellschaft öfter zu fliegen. Auch kam mir dieses Mal die Einreise problemloser vor, als beim letzten Mal. Ich habe mich wohl schon an die Modalitäten gewöhnt, aber der eigentliche Grund dafür sind die dramatisch gesunkenen Touristenzahlen. Zu den Gründen komme ich später noch, aber auch ohne bevorzugte Behandlung durch die Beamten der Immigration war ich in 10 Minuten aus dem Zollbereich raus. Ich hatte im Vorfeld schon mit einem deutschsprachigen Taxiunternehmen in Pattaya Kontakt aufgenommen und siehe da, der Fahrer stand sogar pünktlich und hilfsbereit am vereinbarten Wartepunkt und nah mir meinen Koffer ab. Letztes Mal hatte es nicht so gut geklappt. Alles sah also zu diesem Zeitpunkt nach einem perfekt ablaufenden Urlaub ab. Da haben also der Segen Pater Pirmins und die Gebete von Pater Gereon und seinen lieben Mitbrüdern wirklich etwas genützt. Auf diesem Wege noch einmal meinen lieben Dank an die Zistersienser in Bochum und Wiener Neustadt. Auf eines jedoch hatten die Gebete keinerlei Einfluß gehabt. Die Temperaturen in diesem südostasiaischen Land können einen von den Socken hauen - und das taten sie dann auch mit 35 Grad und 90 % Luftfeuchtigkeit. Aus der Kühle des Flughafens in die Hitze (um eine zu Rauchen) und dann im eiskalten Toyota Camry ins Hotel. Dann in die offene Lobby (ungekühlt) und dann in den Bungalow (klimageregelt) - Ich habe mich erst einmal geduscht und ins Bett gehauen.
Endlich im Hotel - aber sehr warm !

Alte Bekannte
Man macht ja Urlaub zum Teil auch deswegen, damit man nicht immer die gleichen Visagen sehen muß. Im Urlaub jedoch sieht man dann auch immer die gleichen Leute. Gott sei Dank kann ich da sagen, denn in der Ferne und Fremde tut es gut nicht so ganz ohne Bekannte zu sein. Da kriegt man schon den einen oder anderen Tipp und man kann gemeinsam etwas unternehmen. In Pattaya hat sich da schon fast eine feste Gruppe organisiert. Lothar, Hagen, Udo, Heinz, Ulli, Sebastian und Günter - ein exklusiver Club thailanderfahrener Germanen mit Ortskenntnis und Insiderwissen. Ganz tolle Burschen (Sebastian und ich waren die einzigen Westfalen - alle anderen kommen aus den "neuen" Bundesländern) mit Humor und Charisma. Ulli aus Cottbus betreibt einen Gebäckstand auf Jahrmärkten, Heinz dort einen Glühweinausschank. Günter war Transportunternehmer in Berlin, Lothar war Maschinenbauingenieur in einer Schuhfabrik, Hagen arbeitet auf dem Bau und Udo werkelt bei BMW. Eines haben wir alle gemeinsam - wir mögen Pattaya. Oder besser mochten es. Die Veränderungen in dieser Saison berechtigten uns kollektiv zu der Frage, ob es nicht sinnvoller wäre uns rechtzeitig eine Alternative zu Thailand zu suchen. Myanmar ? Kenia ? Kuba ? Helgoland ? Der letzte Vorschlag kam von mir, wurde aber mit großer Mehrheit im Vorfeld bereits abgelehnt, da die Nordseerobben nur in Ausnahmefällen als Ersatz für die Mädchen aus den GoGoBars in Frage kämen. Wir trafen uns regelmäßig in der Mamak-Bar an der New Plaza um für den nächsten Tag uns eventuell eine gemeinsame Unternehmung vorzunehmen. Es fällt leicht in dieser Atmosphäre des Easy-Going Kontakte zu Landsleuten zu finden. Zur Zeit sind nämlich - noch - genug dort.

Unsere Veteranen - immer eine Quelle für Informationen

Von Mücken und Moskitos
In der Nicht-Eurozone merkt man es besonders. der Euro ist eine weiche Währung geworden - oder der Thai-Baht wird massiv gestützt. Auf jeden Fall lag der Kurs des Baht bei meiner Ankunft bei schaurigen 1 : 37,2 und fiel im Laufe des Urlaubs auf 1 : 34,9 - eine Tragödie. Im letzten Jahr lag der Kurs bei rund 1: 44,5 ! Für mich als Urlauber nicht ganz so tragisch (man kann ja eben nen Euro mehr mitnehmen) aber für die Residenten und deutschen Rentner in Thailand ein Einkommensverlust von satten 20 % zuzüglich einer Preissteigerung von etwa 10 %. Das haut vielen den Boden unter den Füßen weg und zahlreiche (für Euro-Rentner oder Rubel-Anleger gebaute) Wohnsiedlungen stehen leer oder sind zum Verkauf angeboten. Für ein Haus in einer Wohnsiedlung, das letztes Jahr noch rund 100.000 Euro gekostet hat, veranschlagen die Makler jetzt nur noch etwa 80.000 und der Verfall geht weiter. Immobilienkäufer, die sich durch den Ankauf einer Wohnung oder eines Hauses den Lebensabend in Thailand sichern wollten, sehen sich nun einem massiven Preisverfall gegenüber, was allerdings auch einem künstlichen geschaffenen Überangebot zu verdanken ist. An jeder Ecke lauern heute Immobilienverkäufer mit Hochglanzprospekten für neue (zum Teil erst projektierte) Superwohnsiedlungen und scheuen sich nicht diese in einer Weise anzubieten, die früher eigentlich in ihrer unverschämten Art umsatzgierigen Basarhändlern vorbehalten war. Da ist der schiere Druck des Verkaufserfolges wohl der Vater des Verhaltens. Die andere Spezies, die mich besonders mag, ist der asiatische Moskito. Ich war noch nicht ganz angekommen, da verspürte ich auch schon den einen oder anderen Juckpunkt an meinen Waden. Die Moskitos scheinen besonders meine Beine zu mögen. Nach wenigen Tagen war ich perforiert. Allein mein rechter Unterschenken wies etwa 20 schöne rote Punkte auf, die ehemals Zapfstellen der heimischen Blutsauger gewesen waren. Als Folge wurde mein Fußknöchel etwas dicker. Um genau zu sein etwa so dick wie eine Pampelmuse. Ich ließ mir an unserer Stammbar an der New Plaza einen Eimer mit Eis kommen und positionierte meinen Fuß zwischen den Eiswürfel. Linderung trat nicht ein. Das wurde mir dann doch zu kriminell und ich besuchte das Bangkok Hospital Pattaya. Da hatte ich letztes Jahr ganz gute Erfahrungen gemacht und eine freundliche Krankenschwester brauchte auch nicht lange nach dem Grund meines Besuches zu fragen. Ein Blick genügte ! Sorgfältig betupfte sie meine Blessuren und versorgte mich mit Medikamenten. Ich war wohl ein minderschwerer Fall und wenig später ging es mir (bzw.meinem Unterschenkel wieder deutlich besser). Von da an achtete ich besonders auf geschlossene Fliegengitter und desinfizierte alle Räume meines Bungalows mit einer Extraportion Insektizid. Was natürlich nichts nützt, wenn man mit kurzen Hosen durch die Gegend läuft. Aber für lange Hosen war es zu heiß und ich hätte ja nicht gedacht, das ich sooooo beliebt bei den Moskitos sein könnte. Und durch so einen Vorfall lasse ich mir doch den Urlaub nicht verderben. Allerdings habe ich mich bei der Hotelleitung beschwert. Ich sagte der Dame an der Rezeption, das ich an meinem Bungalow nicht weniger als 8 Geckos beherberge, die Tiere dort sehr willkommen sind und mich keinesfalls stören würden. Aber die Aufgabe eines Geckos ist nun einmal der Verzehr von Insekten und sie möchte doch bitte ihre vierbeinigen Mitarbeiter umgehend darauf hinweisen, ihren Pflichten nachzukommen.
Ich habe selten Mitarbeiter einer Hotelrezeption so lachen sehen. 

 
CentralFestival-Einkaufszentrum. Klimatisiert, Moskitofrei und mit leckerem Kaffee


Von Rüsseltieren
In Thailand hat die Zucht und der Einsatz von Elefanten eine Jahrshunderte Jahre lange Tradition. Der Elefant war und ist teilweise noch aus der Landwirtschaft nicht wegzudenken. Gerade im Grenzgebiet zu Kambodscha und Laos werden diese majestätischen Rüsseltiere heute noch als geländegängiger Ersatz für Traktoren und Holzrückemaschinen eingesetzt. Die meisten Elefanten dienen jedoch heute zur Pflege der Tradition und zur Belustigung bzw. Verwunderung der Touristen und haben so eine Geldbringende und Lebenserhaltende Funktion. Ich habe auch in diesem Jahr meine Reise mit Begegnungen mit Elefanten gewürzt. Es ist schon ein tolles Gefühl so einen Riesen vor sich zu haben. Ganz zutraulich wird man mit dem Rüssel auf Eßbares abgesucht und bei Erfolg natürlich seiner (extra für den Elefanten gekauften) Bananenstaude beraubt. Da kennen die nix - da sind die Elefanten konsequent. Ein Elefant braucht am Tag etwa 2000 Bananen (oder entsprechendes Grünfutter wie zB. Bambus) und der europäische Tourist ist als Lieferant der gelben Leckereien natürlich fest im Fokus. Dafür lässt sich dann der Dickhäuter auch ganz brav mit aufs Foto bannen. Übrigens sind Elefanten stark behaart und verfügen über Borsten, die eher an einen Kaktus erinnern. Man kann sich da ganz schön die Beine aufschaben, wenn man nicht aufpasst. Die andere rüsseltragende Lebensform in Thailand ist der Katoey, Katoey sind Frauen (oder wollen es sein), die eigentlich biologisch ein Mann sind. Ist das wallende Prachthaar auch noch so gut gefönt, die Oberweite dank Hormonen und Silikon auch noch so üppig, der Hintern durch Implantate auch noch so knackig und das Outfit auch noch so auf Vollweib getrimmt - zwischen den Beinen hängt der nicht zu verleugnende Beweis - es ist ein Mann. Im Zustand präkomatöser Alkoholisierung hat schon so mancher Thailandbesucher erfahren müssen, das die junge Sexbombe, die er am Abend zuvor in der Bar aufgesammelt hat, am nächsten Morgen im Bad erstmal den Bart abrasieren musste. Nun wer es mag und braucht, dem sei der nährere Kontakt zu diesen Menschen natürlich unbenommen. Jedem Tierchen sein Pläsierchen - aber es bedarf keiner besonderen Schulung, diese transsexuellen Erscheinungen im Vorfeld zu erkennen. Der Adamsapfel macht jeden Katoey schon aus der Entfernung erkennbar. Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich die Zahl der Katoey in Bars und Etablissements deutlich erhöht. Das mag an den Verdienstmöglichkeiten liegen, aber ist wohl nur deshalb aufgefallen, da die neue Militärregierung Thailands unter General Prayout die Einreise arbeitswilliger junger Damen aus Laos, Kambodscha und Vietnam deutlich reduziert hat. So fallen zwischen den teilweise abgetakelten Damen in den Bars die frischen Katoey nicht nur durch ihre demonstrativen Reize auf, sondern auch durch ihre Anmachversuche mit deutlich tieferer Stimme. Allerdings muß ich erwähnen, das die Katoey in der Regel bessere Englischkenntnisse haben, als ihre weiblichen Kollegen und man kann sich ganz gut mit dem (oder der?) einen oder anderen unterhalten, wenn man mal etwas über Thailand und seine Gegebenheiten erfahren will.

Elefant - groß, grau und haarig

Von zwei- und vierbeinigen Raubkatzen
Neben dem Elefanten sind Tiger die große Attraktion in Thailand. Im Tiger Park in Pattaya kann man diese Tiere sehr gut beobachten und sich auf Wunsch mit einem abkonterfeien lassen. Tiger leben heute in Thailand auch noch in freier Wildbahn und die Aufzuchtstationen tun ihr übriges, diese Raubkatzen nicht aussterben zu lassen. Die andere Art von Raubkatze findet sich entlang der Walking Street, der Beach Road und diversen Nebenstraßen. Mit treuherzigem Augenaufschlag habe die zweibeinigen Raubkätzchen ihre bevorzugte Beute (den europäischen Touristen) fest im Blick - oder besser seine Brieftasche. Das Spiel läuft immer gleich ab. Zunächst wird Horst aus Gelsenkirchen oder Emil aus Leipzig umsorgt und gehätschelt. Nach einiger Zeit kommt dann der sanfte Wunsch nach einem neuen T-Shirt, einem Paar Schuhe, einem Handy, einem Moped, einem Auto usw. Die Spirale der Wünsche endet dort, wo der Tourist sein persönliches Limit setzt. Dann wird auf sanftes Nörgeln gesetzt, bis der Farang (der Ausländer) auch noch seine Kreditkarte benutzt, um Bee oder Kim oder Pamplon den letzten Wunsch von den Mandelaugen abzulesen. Dafür macht ihm die junge Siamkatze auch einen schönen Urlaub möglich. Und man schwört natürlich ewige Liebe (die solange hält, bis der deutsche Tourist wieder im Flugzeug sitzt). Zu Hause schreibt man dann via Facebook oder Whatsup und es dauert nicht lange, bis der vielgeliebte Germane von den üblen Schicksalsschlägen seiner asiatischen Herzdame erfährt. Da muß der Onkel/Vater/Bruder ins Krankenhaus oder Gefängnis. Da stirbt die Mutter/der Vater/der Wasserbüffel. Die Liste der Widrigkeiten eines ganzen Lebens wird da abgeleiert mit dem einzigen Ziel, dem Touristen das Geld aus der Tasche zu locken. Rührselige Geschichte ergibt eben Cash, falls der liebestrunkene Depp in Germanien wirklich so dämlich ist, auf so etwas hereinzufallen. Thailand ist im Verhältnis zu den Nachbarländern ein recht wohlhabendes Land mit beachtlichem Wirtschaftwachstum. Aber warum soll sich einen junge Frau für 9000 Baht im Monat in einem Supermarkt anstellen lassen und ihr Geld für ihre Wünsche erarbeiten, wenn sie das 10fache mit einem Touristen verdienen kann, und dafür nur das machen muß, was sie bei ihrem thailändischen Ehemann sowieso macht? Und wenn man mit fast standardisierten Geschichten sogar noch später Zahlungen aus dem Ausland erhalten kann? Arbeiten und sparen ist für Thais eben nicht "sanuk" (bequem,spaßig,lustig). Und so legt sich die Dame eben lieber zurück, als sich etwas zurückzulegen. Geschichten dieser Art füllen ganze Bücherschränke. Und zu jedem Raubtier gehört auch eine Beute, die sich fressen lässt. Wer glaubt, unter den Bargirls und GogoTänzerinnen die Frau fürs Leben kennenzulernen, der sei gewarnt. Die Dame ist ausschließlich daran interessiert, einen Dummen zu finden der sie, ihre unehelichen Kinder und den Rest ihrer stinkfaulen Familie durchzufüttern bereit ist und nicht böse wird, wenn der angebliche Bruder der Dame in Wirklichkeit ihr thailändischer Ehemann ist. Wer es mag.....

Der Tiger. Von den thailändischen Raubkatzen noch die harmloseste Art

Von Bastlern und Baumeistern
Arbeiten, so wie wir es kennen, ist nicht die Domäne des Thais. Stundenlang schwitzen, Termine im Auge halten und Qualitätsmäßig das obere Ende der Leistungsskala abliefern will einfach mit dem tief verinnerlichten "Sanuk" und "Sabai"- Gedanken nicht vereinbar sein. Ich sitze zur Mittagszeit im Restaurant "Hirschgarten", einem - wie am Namen schon erkennbar ist - deutschen Restaurant in Naklua. Das Essen ist hier vorzüglich, wenn auch nicht billig. Mir gegenüber befindet sich eine Hauswand, die, noch erkennbar weiß, schon bessere Zeiten gesehen hat. Deshalb bemühten sich auch drei Maler, diese Wand nun zu streichen. Bemühten ist der richtige Ausdruck. Ein Arbeiter (wohl der Meister) stand beobachtend daneben. Ein Mitarbeiter hielt den Farbeimer in halbe Höhe und die letzte Fachkraft begann nun mit einem Malerröllchen (keine Hand breit) in der Mitte der Mauer diese zu bemalen. Mit einer Ruhe und Gelassenheit ging man zu Werke, die jedem europäischen Handwerker die Zornesröte ins Antlitz getrieben hätte. Natürlich wurde die Wand nicht fertig. Bis zu meiner Abreise war etwa die Hälfte der Mauer bestrichen worden (8 Tage seit Entdeckung der Baumaßnahme). Wie lange hätte ein deutscher Malerbetrieb mit 3 Mann wohl für die etwa 30 qm gebraucht ?
Ich gehe abends um etwa 22 Uhr die 2nd Road entlang. Das ist eine der Magistralen des Ortes. Gegenüber der New Plaza stehen zwei nette junge Asiatinnen an einem kleinen Toyota. Dieser Wagen (offensichtlich ein Mietwagen) wollte von den Damen zurückgegeben werden, als der Vermieter bei der Übergabe einen Platten bemerkte. Natürlich forderte er von den Damen den Reifen noch zu wechseln. Nun ist es mit dem kurzen Radschlüssel nicht so einfach die Radmuttern zu lösen, wenn man sich nur mit einem Eigengewicht von etwa 45 Kilo auf den Schlüssel stellen kann und vorher wohl auch noch nie ein Rad gewechselt hat. Von den etwa 10 umstehenden Thais (von denen wohl die Hälfte Mitarbeiter der Autoverleihfirma waren) fühlte sich keiner bemüßigt den Damen zu helfen. Das roch ja zu sehr nach Arbeit. Und wenn die Asiatinnen (aus Singapur, wie ich später erfuhr) noch länger brauchten, so könnte man gewiß sein, das sie die längere Mietdauer hätten bezahlen müssen. Einen Missstand sehen, heißt ihn beseitigen. Ich habe den Damen dann geholfen (d.h. ich habe den Reifen gewechselt). Die thailändischen Zuschauer bewunderten zwar meine Behändigkeit im Umgang mit platten reifen, fühlten sich aber immer noch nicht dazu bewogen, nun auch mal zu zeigen was sie können. Hier siegte mal wieder die typisch thailändische Faulheit. Das Trinkgeld der Damen habe ich übrigens abgelehnt. Das hätte ein Thai auch nie gemacht.
In Bangkok und in etwas geringerem Maße kann man an fast jeder Ecke einen Tempel besichtigen. Diese Tempel (allesamt buddhistisch) sind wahre Meisterwerke der Baukunst. Schön anzusehen und farbenfroh bemalt. Hier zeigt sich ganz klar - die können, wenn die wollen. Aber wer für Buddha etwas tut, wird im nächsten Leben belohnt (z.B. mit einer sozial höheren Stellung). Auch hier bewegt sich der Ostasiate also nur, wenn es ihm Vorteile zu bringen scheint.

Bausünden - noch im Bau oder Leerstand. Eine Schande

 
Von Wucherern und Heiligen
Dieser Buddha war schon ein komischer Kerl. Setzte er sich doch jahrzehntelang unter einen Baum und wartete bis seine Erleuchtung eintrat. Ob es wirklich Erleuchtung war oder nur ein Sonnenstich - darüber mögen sich Religionswissenschaftler auslassen. Auf jeden Fall ist dieses stoische Hineinfinden in Gegebenheiten ohne den geringsten Ehrgeiz eine Haltung die nicht das geringste mit Gleichmut, Sanftheit oder seelischer Überlegenheit zu tun hat. Es ist lediglich eine weitgehend akzeptierte Entschuldigung für das Nichtstun. Faulheit als Glaubensansatz - da hätte der gute Benedikt mit seinem "Bete und Arbeite" solange missionieren können wie er wollte. Aus diesem arbeitsscheuen Gesindel, welches sich dort Staatsvolk nennt, hätte er nie bienenfleißige Zeitgenossen gemacht. Das Ergebnis sieht man, wenn man sich die 10 größten thailändischen Unternehmen ansieht. Von diesen gehören nur eines einem Thai. 7 Stück sind in chinesischen Händen (bzw. deren Nachfahren) und 2 gehören indischen Zuwanderern. Warum ? Wenn der Thai morgens aufsteht, hat der Chinese schon 6 Stunden gearbeitet. Außerdem ist Verantwortung und kaufmännischer Wagemut unbequem (also nicht "sabai") und macht erstamal keinen Spaß (also nicht "sanuk"). Der Besuch eines Tempels ist natürlich kostenlos. Allerdings stehen an allen Ecken und Kanten diverse geschmückte Kästchen in denen man einen Obolus versenken kann. Auch gehört die Geldspende zum guten Ton der Tempelbesucher. Eine andere Sehenswürdigkeit ist und bleibt die Walking Street - also quasi die Reeperbahn Pattayas. Waren dort im letzten Jahr noch wahre Besucherströme zu finden, so war es in diesem Jahr deutlich aufgeräumter. Der miese Euro-Kurs und nicht zuletzt der noch schlechte Kurs des russischen Rubels haben weite Teile der Nachschwärmer erst gar nicht anreisen lassen. Die Straßen sind halb so voll wie letzte Saison - die Besucher auch. Dafür werben die Damen der Bars umso aggressiver um Kundschaft und die Wirte haben die Preise erhöht. Geschult in Betriebswirtschaft denken sich die Ausschank-Besitzer eben, wenn nur die Hälfte der Kunden kommen, so müssen die Preise eben doppelt so hoch sein. Das verstärkte Nachfrage aus gesenkten Preisen entstehen könnte, darüber scheint sich kein Zapfer wirklich Gedanken gemacht zu haben. Man geht eben davon aus, das die Leute ja kommen müssen. Und so benehmen sich auch die Mädels an den Bars. Statt sich über jeden Kunden euphorisch zu freuen, der ihnen ja vielleicht noch über einen Longtime-Visit die miese Saison retten könnte, blicken die Damen potentiellen Kunden eher mürrisch entgegen (als wäre man dem erschienenen Kunden für den Ausgebliebenen kollektiv böse) und haben die Ansprüche erhöht, statt logisch gesenkt. Da kann man drauf verzichten. Zumal mit zunehmender Kenntnis der Verhältnisse und abnehmender Kundenfürsorge das ganze System Pattaya sich selber ad absurdum führt. Oder anders gesagt - so teuer braucht man die Reue nicht zu kaufen.

Das ist noch ein solider Betrieb. Kein Nepp und eiskalte Getränke

Musikalische Abenteuer und lukullische Desaster
Der gute Heinz - ein Sparfuchs erster Ordnung, aber sehr lieb. 60 Jahre alt und ein Kenner der Szene Pattayas - kam eines Abends auf mich zu, ob ich nicht Lust hätte, ihn auf ein Konzert nach Bangkok zu begleiten. Nun, ich bin zwar ein Freund der Musik (besonders Haydn oder Telemann), aber moderner Musik verschließen sich meine Gehörknochen sofort. Auch die Aussicht die thailändische Variante von Helene Fischer oder DJ Bobo hören zu müssen, haut mich nicht gerade vor Begeisterung vom Hocker. Die höre ich ja zu Hause auch nicht. Dennoch dachte ich mir, das wäre mal eine Abwechslung und man muß ja auch mal für etwas Neues aufgeschlossen sein. Also besorgte uns der Heinz zum Preis von je 4.000 Baht sogar VIP-Karten für diese Konzert "mit internationalen Künstlern" wie er eindringlich betonte. Thailand verfügt über sehr gute Sinfonie-Orchster und ich war mir sicher, da kein besonderes Risiko einzugehen, da allein der Preis eine Massenveranstaltung ausschloß.Mit dem Taxi also nach Bangkok und rauf auf das Gelände, welches auf derm Kasernengrundstück des 11. Garderegimentes lag. In mir keimte die Hoffnung auf ein Platzkonzert mit Märschen. Fehlanzeige. Als wenig später die Musik einsetzte, musste ich zu meinem blanken Horror feststellen, das wir auf einen Techno-Festival gelandet waren. 6 Stunden lang dröhnten mir diverse "Künstler" ihre Beats in die Ohren und lediglich die Tatsache, das es einen Eiswagen gab, der köstliche Süßspeisen verkaufte, konnte mich über diesen Missgriff hinweg trösten.
Ich esse ja gerne. Und ich bin auch durchaus als experimentierfreudig einzuordnen, wenn es um Speisen und Getränke geht. Nun war ich zu Beginn der Reise mit Anna (die vom letzten Jahr) und Anny (ihrer Freundin) zum Essen. Wir gingen in ein thailändisches Restaurant, welches nicht auf Touristen ausgerichtet ist. Es gab "thailändisches Barbeque". Ein Eimer mit Holzkohlen wird mit einer Metallabdeckung auf den Tisch gestellt. In den Rand der Abdeckung schüttet man nun Wasser, in dem man Gemüse kochen kann. Auf der Spitze der Abdeckung kann man Fleischstücke ablegen, um sie dort zu braten. Soweit so gut. Was mir jedoch an Fleisch dort angeboten wurde, würde ich noch nicht einmal einem Hund vorwerfen. Undefinierbar in der Herkunft, ohne erkennbaren Schnitt und ungekühlt bei 35 Grad Lufttemperatur. Der reine Gammelfleischskandal. Die Damen jedoch genossen sichtbar diese Mahl und legten nicht nur Fleisch und Innereien auf diesen Glutofen, sondern verspeisten landestypisch schmatzend dieses schon übel riechende Zeug. Da muß man allein beim Zusehen besondere Nerven haben, um nicht im hohen Bogen auf den Tisch zu kotzen. Nun ja - ein Fastenabend konnte mir ja nicht schaden. Am nächsten Abend meinte Ulli, er kenne einen besonders guten Laden, in dem man sich preiswert sattessen könnte. Wir fuhren hin und es gab "Thailändisches Barbeque". In diesem Falle war die Auswahl der Fleischstücke zwar sauberer und die Behälter der Fleischstücke eisgekühlt - ich beschränkte mich allerdings auf die Vorspeisen (Sushi) und die Nachspeise (Pudding). Allein der Geruch, der von diesem Holzofen ausgeht, wenn Fleisch darauf geworden wird, erinnerte mich zu stark an die Tierkörperverwertungsanstalt (oder ein Krematorium).
Nun ja - auch davon bin ich nicht gestorben und im 7/11-Markt um die Ecke gab es hygienisch verpackte Thunfischsandwiches (der Herstellerbetrieb gehört einem Chinesen). Am nächsten Tag war ich wieder im CentralFestival (einem Einkaufszentrum) zum Kaffeetrinken. Die nette Verkäuferin aus der Kaffeebar (ein ganz reizendes Mädel) nahm meine Einladung zum Essen an. Mein Fehler war nur, das sie das Restaurant aussuchen durfte. In diesem Einkaufszentrum sind neben den bekannten amerikanischen Massenabfütterern noch ungefähr 15 Restaurants angesiedelt und wo will sie hin ? In ein thailändisches Restaurant - Spezialität "Thailandisches Barbeque" ! Ich habe ihr den Gefallen getan, aber selber nichts gegessen. 3mal hintereinander einen Anschlag auf meine Nerven - das haut auch mich aus den Socken und ich habe mir anschließend 4 Stücke Obstkuchen in einem französischen Café in die Kiemen gestopft. Mit Sahne versteht sich !  Der nächste Mensch, der mich zu thailändischem Barbeque überreden will, sollte davon ausgehen, bald seinem Herrn zubegegnen. Aber nicht in der Kirche! Links und rechts haue ich ihm den Ofen um die Ohren. 

Thailändisches Barbeque. Spülwasser mit Gammelfleisch

Heimreise mit Sternchen 
Meinem Taxifahrer und dem deutschsprachigen Taxidienst in Pattaya war es zu verdanken, das ich nicht um 7 Uhr (wie geplant), sondern schon um 6 Uhr in Bangkok am Flughafen stand. 1 Stunde zu früh, aber der Kollege hatte anschließend Feierabend und ich konnte verstehen, das er auf der letzten Fahrt richtig Gas gegeben hat. Ich stehe also nun am Check-In und bin der erste Fluggast in dem sonst auch ziemlich leeren Flughafen. Neben mir stehen zwei nette Stewardessen der Emirates und ich fange, mein Englisch bemühend, an mit den beiden zu flirten (doch das kann ich!). Nach einer halben Stunde lustiger Unterhaltung verabschieden sich die beiden und ich stelle mich, nun nicht mehr als erster (auch andere fliegen weg) in die Reihe zum Einchecken. Als ich an den Schalter trete sehe ich, das meine Bodenstewardess eine der beiden Damen von vorhin war. Sie kontrolliert meine Reisedokumente, telefoniert zweimal und - zack - bin ich auf Business-Class upgegraded worden. Schön, denke ich - so bekommt die Reise auch noch einen netten Abschluß. Im Flieger selber habe ich mich dann auch prompt daneben benommen. Nach einiger Zeit kam die Stewardess mit einem Kaffee und einem kleinen Kuchen. Als ich Beides verzehrt hatte, nahm ich das Geschirr (kein Pappbecher - Porzellan) und trug es nach hinten in die Bordkombüse. Man fragte mich dort, ob ich noch einen Kaffee möchte. Nein, gab ich zur Antwort "Ich wollte nur das Geschirr zurückbringen". Vier lachende Stewardessen zeigten mir in diesem Moment an, das ich wohl der erste Fluggast war, der sein Geschirr selber wegräumt. Als Dank servierte man mir aber dafür einen doppelten Hennessy. Fand ich ganz nett.

Der letzte Abend - Vorfreude auf daheim

Zum guten Schluss
Ich glaube, wenn ich das nächste Mal fliege, buche ich direkt Business. Sehr bequem, sehr viel Platz und sehr guter Service.Aber ehrlich. Nach zweimal Thailand kann mir das Land eigentlich nichts mehr bieten. Die Schau der Damen ist als Kasperl-Theater durchschaut, die Moskitos haben mich genug gepiekt und der Baht-Kurs von zuletzt 34,45 macht den Urlaub dort zum Luxus-Abenteuer. Elefanten kann ich hier im Zoo sehen und den Magenverderben kann ich mir an jeder Döner-Bude in Altendorf. Unbenommen - ich habe mich amüsiert und erholt. Aber nächstes Jahr folge ich der Einladung von Pater Gereon und mache Urlaub im Kloster !