Sonntag, 1. Mai 2022

Was ich noch zu sagen hätte.....

 ....dauert eine Zigarette und ein letztes Glas im Stehen. So sang einst der von mir sehr geschätzte Reinhard Mey. Nun denn, in einer Zeit , wo die reale Gefahr eines Atomkrieges allgegenwärtig ist und eine Eskalation des Ukraine-Konfliktes in greifbare Nähe gerückt ist, sehe ich es an der Zeit mal so einige Sachen noch loszuwerden. Putin und seine Atomkriegsdrohungen haben dann zumindest den Vorteil, daß ich - im Gegensatz zu jenen, die eine Herzattacke oder ein Schlaganfall hinwegerafft - noch einigen Leuten zum potentiellen Abgang vorher noch etwas sagen kann. So gesehen nutze ich das ungeheure Privileg quasi einen letzten Gruß schreiben zu können. Das ist eben der Vorteil, wenn man rechtzeitig damit rechnen kann, final das Essbesteck wegzulegen. 

 Zunächst möchte ich mich bei allen guten Freunden bedanken, die mein Leben bereichert haben. Derer sind nicht viele und oft war der Kontakt auch nur selten - umso wertvoller ward ihr mir. Ich hatte das Glück, einige Wenige auf meinem Lebenswege treffen zu können, die ich nicht ohne Stolz meine Freunde nenne : (die Reihenfolge sagt nichts über den Stellenwert!)

Da war zunächst mein Großvater. Jagdflieger, Ritterkreuzträger und unverbesserlicher Zyniker. Was  Mut, Loyalität und Tapferkeit ist, habe ich bei ihm gelernt.

Da ist der Nick. Gastwirt, Getränkehändler und kritischer Kopf, dessen Mut und Energie einen Menschen mitreissen kann. Ein Lebemann und Genießer und einer der Wenigen wirklichen konservativen Denker.

Da ist der Gunter. Ein Mann von hoher persönlicher Integrität und Aufrichtigkeit. Jemand, auf dessen Urteil ich mich immer verlassen konnte und der wie kein Zweiter jedes Problem bis in die Feinheiten analysieren kann. Weitgereist, sehr belesen und von bewunderswerter charakterlicher Stärke.

Da ist der Thomas. Ein Querkopf, ein Zweifler und manchmal jemand, der absolut konträre Standpunkte vertritt. Aber immer jemand ist, mit dem sich ein einfaches Gespräch zu einem Hochgenuß an Diskussion entwickelt. Manches Glas haben wir geleert und die Welt umgedacht.

Da ist der Pascal. Ein humorvoller Sturkopf, ein emotionaler Mensch und liebenswerter Zeitgenosse, der mich zwar immer an mein Alter erinnert und mich doch mit seinem Humor über manche schwere Stunde gebracht hat.

Da ist der Toty. Ein Gemütsmensch mit Herz. Mutig, Tapfer und Herzlich. Jemand, der auch - und gerade wegen - seiner kritischen Opposition zu vielen Dingen immer ein Quell der Inspiration ist.

Da ist der Rajiv. Mein alter Englischlehrer, der mir neben der englichen Grammatik beibrachte, was es heisst, ein gebildeter Gentleman zu sein. Selten haben ich einen Menschen getroffen, der Wissen und gutes Benehmen in solcher Formvollendung in Einklang bringt.

Da ist der Andreas, der mit seinem Humor und seiner Fröhlichkeit ein gerngesehener Gast in meinem Hause ist und der meine - oft zu scharf gewürzte - Küche zu schätzen weiß 

Euch allen meine Hochachtung und meinen Respekt. Oft habt ihr es mit mir nicht leicht gehabt. Sollte ich jemanden vergessen haben - in der Kathedrale meines Herzens brennt immer eine Kerze für euch. Auf euch erhebe ich mein Glas !

Nun gibt es allerdings auch Gestalten auf meinem Lebenswege, denen ich besser nicht begegnet wäre. Diese Leute aufzulisten ist überflüssig. Sie sind es nicht wert, das man ihnen öffentlich ins Gesicht spuckt - geschweige denn, daß ich sie überhaupt namentlich erwähne! Naturgemäß wäre eine Liste dieser Existenzen länger und ich vermeide, an dieses Geschmeiß zu denken, da ich sonst das Kotzen kriegen würde.

Ich bin kein sonderlich gläubiger Mensch mehr. Das mag an den Zweifeln liegen, die aufkommen, sobald man sich etwas länger mit Religion befasst und an den zum Teil unmöglichen Typen, die unter dem Deckmantel des Priesteramtes ihr Unwesen treiben. Dennoch glaube ich, daß mit dem Ende der physischen Existenz nicht alles vorbei ist. Die Menschheit begann nicht mit zwei Apfelessern im Garten Eden und das Leben endet weder im Himmel, noch in der Hölle. Was danach kommt - ich weiß es nicht. Vielleicht wird man, da ohne physische Gestalt auch das Raum-Zeit-Kontinuum aussetzt, irgendwann irgendwo irgendwie wiedergeboren. Da würde ich gerne um das Jahr 1860 noch einmal einsetzen. In diese Zeit hätte ich eh besser gepasst, als in das 21.Jahrhundert mit seinen Computern, seinen sonderbaren Ansicht und seinen absurden Moden. Wir werde es zu gegebener Zeit ja sehen.

Falls es zu einem nuklearen Konflikt kommen sollte, so werde ich mich nicht in einem Bunker verstecken. Ich werde auch keine besonderen Maßnahmen zu meinem Schutz ergreifen. Für meine Person halte ich es für geboten, mir die Welt danach zu ersparen. Wenn es richtig kracht, werde ich mich mit einer guten Zigarre, einem exquisiten Cognac und einem doppelten Espresso auf die Dachterrasse stellen und mir die Farben ansehen, die eine Atomexplosion am Himmel macht. Wann wird einem solch ein Schauspiel schon einmal geboten?

Und nun kann Herr Putin meinetwegen auf den roten Knopf drücken und mich bei der Gelegenheit kreuzweise am Arsch lecken.