Montag, 27. März 2017

Es grünt so grün - vom Welken einer Idee

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als das erste Mal die Grünen in die Parlamente einzogen. Eine undisziplinierte Horde von strickenden ungeschminkten Frauen und schlechtfrisierten Kerlen in Turnschuhen schickte sich damals an, den Marsch durch die Instanzen der gesellschaft anzutreten. Mit linken, teils weltfremden und teils bekloppten Ideen schafften es diese Leute sogar bis in die höchsten Staatsämter. Mein Vater sah schon das Ende des Abendlandes gekommen, mein Ausbilder in der Fleischerei meinte, man solle diese Vegetarier auf den Mond schießen und so mancher Lehrer pickte in vorauseilendem Gehorsam ob eines grünen Schulbeauftragten einen "Atomkraft - nein danke"-Aufkleber auf seine rostige Ente. Ja, die 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderderts wurden wirklich von den Grünen mitgeprägt. Nur mein Opa - Weltkriegs-Versehrter und Ritterkreuzträger - meinte : Die werden wir auch wieder los!

Später - in Regierungsverantwortung auf Bundesebene - brachten sie sogar ein oder zwei Minister hervor, die ihren Job in Ansätzen verstanden hatten und uns nicht auf jeder Versammlung über die Vorzüge des Veggie-Days und der Genderbewegung schwadronierten. Und es zeigte sich, das die Grünen sogar eine soziale Komponente darstellten. In keiner Partei onnten Leute, die über eine nur rudimentär vorhandene Ausbildung verfügten, so schnell Karriere machen. Wenn es um das Fressen an den Fleichtöpfen ging, war nämlich partei-intern ganz schnell Schluß mit lustig. Da wurden statt Friede-Freude-Eierkuchen die gleichen Ellenbogen ausgefahren, wie bei Hausbesetzungen, Demonstrationen gegen Nachrüstung und die ach so böse bürgerliche Gesellschaft. Als dann die SPD reihenweise die Körnerfresser und Latzhosenträger als Mehrheitsbeschaffer brauchte, kam nicht n ur Geld in die ehemal klammen Studentenbörsen - nein, mit dem Geldsegen setzte auch eine geistige Veränderung bei den Grünen ein. Wer vorher mit dem rostigen Drahtesel zu Uni fuhr oder den Bus nahm, der konnte nun im Dienstwagen mit Chauffeur durch die Lande gleiten. Und das sogar auf Staatsknete ! Man mußte nur gebetsmühlenartig gegen alles wettern, was nützlich, sinnvoll und bürgerlich wirkte. Dann bekam man immer genug Stimmen um sich den Geldsegen und die liebgewordenen Privilegien zu erhalten. Da propagierte man einen Spritpreis von 5 DM pro Liter und ließ sich den Dienstwagen auf Steuerkosten volltanken. Der Familienvater mit Kleinwagen war da nicht mehr so interessant, wie die umweltbewußte Chefarztgattin, bei der man dann zum Essen eingeladen war und die dadurch ihr ökologischen Gewissen beruhigen konnte.

Die Grünen setzten Speck an. Vorbei die Zeit der Latzhosen und Blumentöpfe auf den Parlementspulten. Es begann eine schleichende Mutation zur Besserwisser und Vorschreiberpartei. Die grünen Wähler selber ergrauten, kamen langsam ins Rentenalter und wurden von den Dinks (double income no kids) und den smarten Bankertypen vertrieben, die der Jugend einen Lifestyle und keine Ideologie verkaufen konnten. Heute stehen die alten Anhänger der Grünen beim Sozialamt, weil die Beschäftigung im alternativen Kinderladen eben doch nicht das gelbe vom Ei war, oder bearbeiten ihre Privatinsolvenz, weil ihr sozialverträglicher Töpferladen, Computer-Bastel-Shop oder ihre Ernährungsberatung nicht nur kein Geld brachte, sondern einfach scheiße waren. Das grüne Partei-Establishment nimmt sie noch als Claquere bei Versammlungen oder zum Plakate kleben - aber von der Basis dieser Typen hat sich die Parteiführung lange entfernt. Genauso weit, wie Umweltschutz und Atomausstieg, Windenergie und Brauchtumspflege schon lange nicht mehr die Markenware der Grünen sind. Heute erschöpfen sich die Grünen in Mehrheitsbeschaffung durch fundamentale Ideologie, die sie gebetsmühlenartig herunterleiern. Sei es in der Flüchtlingskrise oder bei TTIP. Da wird gegen das Freihandelsabkommen zu Felde gezogen und der Kampf für die Wahrung der Sozialstandarts versprochen - auf den Müll der Geschichte geworfen hat TTIP dann allerdings ein Immobilienmilliadär aus New York, der von der Ideologie der Grünen weiter entfernt ist als die Marx Brothers vom Marxismus.

Ein letztes Aufbäumen der Grünen fand in Baden-Württemberg statt, wo ein Grüner - der allerdings so bürgerlich wirkt, wie ein Bäckermeister aus Tuttlingen und mehr die Rolle des lieben Opas spielt als Ministerpräsident zu sein - die Regierung anführt. Die Grünen selber - heute irgendwo zwischen SPD und LINKE verortet, haben Probleme ihre Politik - die ja nie eine war - dem Wähler noch schmackhaft zu machen. Die Zeiten der Trittins, der Roths und der Göring-Eckardts sind vorbei. Die Uhr läuft ab und die Leute können sich schon mal auf Staatspensionen freuen, die von denen erwitschaftet werden, deren Lebensart sie verachteten und deren wirtschaftliche Entfaltung sie behinderten. Wir sind eben ein wirtschaftlich starkes Land, wir haben sogar die Grünen überlebt und können es uns leisten, die alt und runzlich gewordenen ideologischen Betonköpfe auf Staatskosten entzulagern. So lang ist deren Halbwertzeit nicht mehr. Und sei es in der Toskana, wo sie dann ihre Memoiren schreiben lassen können und von gloreichen Zeiten träumen. So weit hatte mein Opa wieder einmal Recht.

Ich habe die Grünen und ihre Ideen immer scheiße gefunden. Es ist ein Witz der Geschichte, das nun ausgerechnet die Unisex-Toilette als letztes Denkmal der Grünen übrig bleiben wird.