Freitag, 4. November 2016

Befindlichkeiten oder die Harmonie des Falschen

Ich gehöre zu den Leuten, die schon von Berufs wegen viel Kontakt mit Menschen haben. Auch gehöre ich zu der immer seltener werdenden Spezies Mensch, die mit offenen Augen durch die Welt gehen. So fällt mir natürlich etwas auf : Die Menschen leiden zusehens an immer neuen Befindlichkeiten. Was früher ganz normal ertragen wurde, wird heute zu einer unmöglichen Belastung und muß natürlich sofort, unbürokratisch, auf Kosten des Steuerzahlers oder des Dienstleisters, möglichst vegan und ökologisch und natürlich klimaneutral gelöst werden. Und kosten darf es natürlich auch nichts. Ich könnte darüber kotzen.

Da werden heute gut ausgebildete Berufssoldaten für 3 Monate in ein Krisengebiet geschickt. Dort ist es warm (kann in manchen Gegenden schon mal vorkommen), da laufen Leute herum, die sich nicht mit Winkefähnchen zur Begrüßung einfinden und gelegentlich kann es vorkommen, daß der Soldat sogar seine Waffe einsetzen muß. Natürlich nur im Rahmen der Einsatzplanung, verhältnismäßig und möglichst ohne zivile Kollateralschäden. Nach 13 Wochen kommt er dann wieder. Mit 92 Tagessätzen für den Auslandseinsatz in der Tasche, einer blanken Medaille an der Brust und ist so schwer traumatisiert, das er für die restlichen 8 Jahre seiner Verpflichtungszeit am Besten zu Hause bei Mama den Kakao kaltgeblasen bekommen muß. Da habe ich als direkten Vergleich einen Großonkel zur Hand, der 1943 als Kompaniechef einer Panzeraufklärungseinheit bei Kursk mal eben schnell im Feindfeuer ein Auge verlor, fast zwei Wochen direktem Feindbeschuß ausgesetzt war, seinen Auftrag erfolgreich beendete und dafür nicht einmal ein Dankeschön bekam. Er tat seine Pflicht vom ersten bis zum letzen Kriegstag. Traumatisiert ? Nicht die Spur ! Bis zu seinem Tode 1998 galt der Mann als besondere Humorkanone in seinem örtlichen Schützenverein.

Da ist der Kollege (3 Kinder, gemietetes Reihenhaus, Großraumkombi), der leider keine Überstunden machen kann, weil ihm eine Erhöhung seines Bruttogehaltes die staatlichen Zuwendungen kürzen könnte. Wo sollte es hinführen, wenn der Herr sich seine teure Freizeit dadurch versauen würde, für die Erhaltung seines Lebensstandarts selber zu arbeiten ? Da verlässt man sich lieber auf den Staat, die Kindergeld- und Wohngeldkasse, die Aufstockung des Gehaltes durch Ämter und Fürsorgeeinrichtungen. Wenn ich da meine Bekannten in Asien ansehe, die sich krummlegen müssen um ihren Kindern eine gute Ausbildung zu verschaffen, Sonderschichten fahren um Geld in die Kasse zu bekommen und obendrein noch die kranke Oma zu Hause durchfüttern, frage ich mich, wer zukünftig auf dem Weltmarkt noch seinen Platz finden kann. Meine Urgroßeltern hatten eine kleine Landwirtschaft und 10 Kinder - da ist auch niemand gekommen und hat ihnen mal eben das Haus finanziert. Da hieß es anpacken, arbeiten, verzichten - das ist heute natürlich absolut unzumutbar !
Da würde ja die Zeit und das Geld für das Tennisspiel, die Sauftour oder den Zweitwagen fehlen.
Vom Ski-Urlaub ganz zu schweigen .

In meinem Bekanntenkreis befinden sich zahlreiche Familien mit Kindern. Merkwürdigerweise sind alle hochbegabt, aber meist auch verhaltensauffällig. Quengeln, schreien, Ausbrüche von Gewalt - alles schon mitbekommen. Da wird dann über die Familienhilfe des Jugendamtes ein Psychologe beauftragt (zahlt ja die Stadt), die Klassenlehrerin hinzugezogen (kostet ja nix) und die Schäden, die der ungezogene Rotzlöffel verursacht über die Haftpflichtversicherung abgerechnet. Früher genügte da zur rechten Zeit eine Ohrfeige oder ein geröteter Hintern und der Bengel war ein für alle Male geheilt. Aber dafür müssten ja Eltern das tun, was heute so gesellschaftlich geächtet ist - ihrem verzogenen Balg mal dosiert Gewalt antun und ihm zeigen, wo der Hammer hängt. Das sich diese Erziehungsmethode bewährt hat, zeigen die vergangenen 100 Generationen, denen man nicht mit dem Wattebäuschchen den Stampfzucker in den Popo geblasen hat. Da hat man den Nachwuchs eben zur Garten- oder Hausarbeit verpflichtet, ihnen Hausaufgaben bis zum Stehkragen aufgenötigt und anschließen sie noch fachgerecht zusammengestaucht. Die weiche Welle der antiautoriäten Erziehung produziert eben nichts Anderes als eine verzärtelte Bande von Ich-bezogenen Versagern, die weder für das Leben noch für die Arbeitswelt brauchbare Elemente bilden können.

Alles in Allem sehe ich schwarz. Soldaten, die ängstlich zusammenzucken, wenn ein Schuß fällt, Familienväter, die die Versorgung der Familie ohne Scheu den Sozialkassen anhängen und Kinder, denen Führung und Disziplin fehlt - wo soll das anders hinführen als in den gesellschaftlichen Abgrund. Offenbar fehlt da eine Autorität, die diesem verlotterten Haufen mal kräftig in den Hintern tritt. Nur leider haben auch unsere "Führungseliten" da so ihre Befindlichkeiten. Man könnte sich ja unbeliebt machen, politisch nicht korrekt sein oder gar bei einer der sattsam bekannten Nicht-Regierungs-Organisationen böse anecken. Der Stabsarzt möchte keine Unannehmlichkeiten wegen dem jammernden Soldaten, der Familienvater möchte das traute Familienleben nicht gegen harte Arbeit tauschen und das Jugendamt sorgt sich mehr um das scheinbare individuelle Kindeswohl als mal ein Machtwort zu sprechen. Friede - Freude - Eierkuchen ! Hauptsache man hat sich die Mühe vom Hals gehalten und niemandem vors Knie gepisst. Das sich dadurch dauerhaft die Spirale der Verlotterung nur noch schneller in den Abgrund dreht, wird mal verdrängt. Na, Mahlzeit

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