Sonntag, 3. Mai 2015

Nichts geht mehr ! - GDL streikt bis Sonntag mittag

Da hat der Vorstand der Deutschen Bahn den Unterkiefer mal wieder auf Kinnhöhe und Andrea Nahles ("Miss Tarifeinheitsgesetz") kommt vor Weinen nicht in den Schlaf - schon wieder ist des Pendlers liebster Bösewicht Claus Weselsky von der GDL angetreten den Bahnverkehr in Deutschland hinterhältig zu sabotieren. Ab Montag ruht der Güterverkehr und ab Dienstag auch der Personenverkehr auf Deutschlands Gleisen - und das bis Sonntag.

In den Redaktionen der Zeitungen laufen schon die Köpfe der Journalisten heiß, was man alles Übles über den Chef der GDL noch aus dem Keller graben könnte. War es bei ersten Mal noch ein unglücklich formulierter Vergleich zum gewerkschaftlichen Zusammenschluß, den man dem Claus ankreiden wollte, so wurde es in der zweiten Runde schon deutlich persönlicher. Da wurde mediengerecht die Exfrau interviewt, da wurde sein Kommentar zu Rotweinpreisen ausgiebig erörtert und zum Schluß noch ehemalige Kollegen nach charakterlichen Mängeln befragt. In manchen Zeitungen glaubte man schon Claus Weselsky sei der Bruder des James-Bond-Bösewichts Ernst Stavro Blofeld - fehlte nur noch der rasierte Schädel und die weisse Katze ! Trotzdem konnte man Herrn Weselsky nichts an die Backe hängen, was ihn einknicken ließ. Auch ließ sich der GDL-Chef nicht mit einem lukrativen Posten im Bahnvorstand ködern. Dieses Lehrstück aufrechter Haltung kommt nicht nur einem Politiker schon fast komisch vor. Aber es gibt eben noch Leute, denen man nicht mit Druck von außen oder einem fetten Gehaltsscheck den Schneid abkaufen kann. Und das ist auch gut so !

Jetzt ist es also soweit ! Die Deutsche Bahn als halbstaatliches Unternehmen mit 16 Mrd € Gewinn hat die GDL lange genug vorgeführt. Da wurden Papiere mit wagen Zusagen als Vorschlag eingebracht, da wurde hinsichtlich des -verfassungsrechtlich nicht haltbaren- Tarifeinheitsgesetzes der Frau Nahles auf Zeit gespielt, da wurden Mitarbeiter persönlich unter Druck gesetzt und nicht zuletzt alle Zusagen wieder zurückgenommen. Das war ein Musterbeispiel dafür, wie man eine Gewerkschaft verarschen kann. Man hoffte von Seiten der Geschäftsführung eben, die Bahner marode zu machen und gemütlich auf dem Rücken der Bahner und zu Lasten der Kunden auf Zeit zu spielen. Nur so leicht ist das eben nicht.

Aber ist es nötig eine Woche alles ruhen zu lassen ? JA ! Wenn man sich Streiks in Italien oder Frankreich ansieht, so stellt man fest, daß die in Deutschland geübte Streikpraxis ganz harmlos und fast schon zärtlich wirkt. In Frankreich fahren die Lokführer der CGT ihre Arbeitsgeräte auf die nächste Weichenanlage und stellen sie beim Streik dort ab. In Italien läuft im Arbeitskampf auch kein Notfahrplan und von einem abgemilderten Arbeitskampf zu sprechen, bringt einen dort in die Gefahr als Arbeiterverräter gebrandmarkt zu werden. Aber in Frankreich und in Italien ist das Gehalt eines Lokführers deutlich höher als in Deutschland, die Arbeitszeiten kürzer und die Verrentung früher ! Ob das wohl zusammenhängt ? Natürlich ! Arbeitskampf ist - wenn man mal in die Geschichte der Gewerkschaften sieht - eben kein gemütlicher Herrenabend, wo die Bosse der Einheitsgewerkschaft mit dem Vorstand des Unternehmens bei Kaviar und Champagner erst ihre eigenen Tantiemen aushandeln und später im Nachtclub mal an die Brosamen denken, die sie den Arbeitern als Almosen zuwerfen. Deshalb bedarf es ja in Deutschland auch schon eines Gesetzes zum Schutz der Einheitsgewerkschaft, weil denen neben den Mitgliedern so langsam auch die Macht davonläuft. Das die zuständige Ministerin ein braves Ziehkind dieser Einheitsgewerkschaft ist, wollen wir nur mal am Rande erwähnen. Frau Nahles sichert sich eben schon mal die eigene berufliche Zukunft beim DGB, wenn sie sich mit ihrer verfehlten Politik zeitnah ins Aus schießen sollte.

Ab heute geht es los - und wenn jetzt auf den Straßen wieder die Meckerer, Besserwisser oder Bedenkenträger ihren Senf zu Themen abgeben, von denen sie nicht einmal rudimentär etwas verstehen, so sollte man getrost weghören. Es ist das Recht - ja geradezu die Pflicht - der GDL die Interessen ihrer Mitglieder auch durch einen Streik zu vertreten. Eine Gewerkschaft ist ja kein Bittsteller-Verein - sondern eine Interessenvertretung. Die Aufgabe der Gewerkschaft ist es auch nicht, den Betrieb des Arbeitgebers vor Schaden zu bewahren oder deren Kosten zu senken. Die Aufgabe ist es, für die Mitglieder das optimale Ergebnis zu erzielen. Wenn heute die Bahn bestreikt wird, so ist das das Ergebnis mehrerer gescheiterter Verhandlungsrunden.

Es liegt nun nur an der Deutschen Bahn diesen Arbeitskampf sofort abzubrechen. Ein Treffen mit der GDL, Schreibstifte raus und Unterschrift unter den Vertrag, den die GDL ausgearbeitet hat - und in weniger als einer Stunde laufen die Loks wiede fröhlich über die Gleise. Dann kommt auch Frau Nahles pünktlich zu Friseur und Opa Grube muß von seinem 16 Mrd.€ Gewinn garnicht soviel abgeben, um sich in der Presse wieder ein gutes Gesicht zu verschaffen. Zum Kampf gehören immer zwei. Das sich die GDL nicht aufs Abstellgleis schieben lässt, hätte man sich - gerade Angesichts einer aufrechten Kämpfernatur wie Claus Weselsky - denken können. Der Vorstand der Bahn mag sich noch etwas zieren - am Ende wird er einknicken müssen. Je eher nun die nötigen Unterschriften unter den Verträgen stehen, umso besser ist es für alle Beteiligten. Den schwarzen Peter der GDL zuzuschieben wäre falsch. Die Unterschrift ist nämlich bereits drunter ! Jetzt kommt es darauf nur darauf an, das sich die Bahn bewegt - damit sich die Bahnen wieder bewegen.

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