Dienstag, 5. Mai 2015

128 Stunden bis zur Ewigkeit - Oder warum die GDL Recht hat !

Im Jahre 1948 wurde in westlichen Teil Deutschlands die Demokratie eingeführt. Nicht durch eine Revolution (die gab es mal 100 Jahre früher und scheiterte kläglich), sondern per Befehl durch die Besatzungsmächte. Im Ostteil unseres Vaterlandes dauerte es knapp noch 41 Jahre und ein friedlicher Umsturz fegte die sozialistische Schein-Demokratie in den Mülleimer der Geschichte. Ob da jedoch dann eine echte Demokratie oder nur eine plakative Parteien-Oligarchie entstand, sollte jeder für sich mal überdenken. Man sieht also : Umstürze, Revolutionen, enthauptete Könige oder Freiheitskampf ist nichts, was der deutschen Volksseele so richtig innewohnt. Haben die Franzosen ihre Revolution von 1789, die Amerikaner ihren Unabhängigketskampf von 1779 und selbst die Schweiz ihren Freiheitskampf des Wilhelm Tell - in Deutschland sucht man den Widerspruchsgeist vergebens.
Da kann eine Regierung den Handlanger ausländischer Geheimdienste spielen oder selber ausgeforscht werden, da verschleudern Politiker gegen Spesenquittung massive Teile der staatlichen Souveränität in Brüssel oder Straßburg, da benutzt man die Marine, die eigentlich die Seewege schützen soll, zur unbegrenzten Einfuhr illegaler Migranten, da hebelt eine SPD-Ministerin per Erlaß mal eben massiv die Rechte der Arbeitnehmer aus und ein SPD-Wirtschaftsminister lässt sich von den Amerikanern auf ein sonderbares TTIP-Handelsabkommen festlegen, welches quasi jede Form von Beschiss am Bürger möglich macht. Und was macht der Bürger in diesem Lande ? Er geht Blumengießen, im Garten grillen oder fliegt zur Sauf-Party nach Malle ! Kein Aufschrei, keine Demonstration und kein Exzeß aufgestauter Wut fegt durch den Wald des politischen Wildwuchses.
Bis auf ein paar unerschrockene Marschierer in Dresden oder anderswo, die montäglich einen Rest an Demokratieverständnis zeigen. Warum ist das so ?

In Deutschland wird gemeckert. Es wird viel gemeckert - aber wirklich seinen Arsch hochkriegen und sich dadurch vielleicht auch mal unbeliebt machen - UM GOTTES WILLEN !
Natürlich möchte jeder, das etwas zu seinem Vorteil geändert wird oder das liebgewordene Bedingungen erhalten bleiben, aber sich dafür auf die Straße zu stellen, das Maul aufzumachen oder gar sich mit einem Minister, Bürgermeister oder Landrat anlegen ? Das erscheint dann doch ein zu hoher Blutzoll. "Wenn in Deutschland während einer Revolution ein Bahnsteig gestürmt wird, kaufen sich die Deutschen erst eine Bahnsteigkarte" meinte einmal der russische Revoluzzer Lenin - und dieser Mann verstand zwar nichts von Politik, aber kannte sich mit Revolutionen ganz gut aus.

Schalten wir jetzt den Fernseher ein, so zeigt uns jeder Sender (ausser Arte) die traurigen Geichter unverständiger Bahnkunden und weinende Kinder in der Schalterhalle. Man interviewt eine Schwangere, alte gebrechliche Menschen und natürlich den jungen bildungsbeflissenen Studenten der panisch-verängstigt über eine verpasste Vorlesung dem Suizid nahe ist. Diese Stimmungsmache zielt aber nicht auf die Verantwortlichen im Bahnvorstand - nein, es wird der GDL die Schuld daran gegeben. Natürlich ist jeder Befragte für Mitbestimmung, jeder der Befragten gibt bei Kenntnis der Sachlage der GDL sogar Recht und natürlich ist jeder überzeugter Demokrat. Aber, wenn der Kunde dann auf den Notdienstfahrplan verwiesen wird oder gar eine Stunde Wartezeit ertragen muß, dann ist das Demokratieverständnis aber ganz schnell am Ende. Da ruft man umgehend nach dem starken Staat, der Polizei und einem Exekutionskommando für GDL-Mitglieder. Demokratie ja - aber nicht um den Preis, das auch andere demokratische Rechte bekommen (oder so frech sind diese sogar  einzufordern). Egoismus als Basis unserer Gesellschaft. Egoismus ist übrigens nicht, wenn ich meine Interessen wahrnehme (das ist Selbsterhaltung), sondern wenn ich von anderen erwarte, das sie ihre Interessen zu meinen Gunsten zurückstellen.

Einen Menschen gibt es aber, der Demokratie, Arbeitnehmer-Rechte und Mitbestimmung nach dem Buchstaben des Gesetzes noch auf der Fahne hat - das ist Claus Weselsky. Wenn heute die GDL die Bahnen stehen lässt - und das für satte 128 Stunden - dann macht die GDL es nicht, weil sie keine Lust zum Arbeiten hat oder weil es den Eisenbahnern zu gut geht. Es geht hier nicht um 50ct mehr in der Stunde - es geht um das Recht des einzelnen Arbeitnehmers sich gewerkschaftlich zu organisieren. Genau das ist es was Frau Nahles (das ist die SPD-Ministerin in Doppelrahmstufe) mit ihrem Tarifeinheitsgesetz aushebeln will. In Zeiten der offenen Märkte und der Globalisierung versucht dieses Polit-Moppelchen mit rostrotem Parteibuch den Arbeitern quasi die Gewerkschaft monopolhaft vorzuschreiben. Das dieses ein Bruch unserer Verfassung mit Ankündigung ist, kratzt dann weder die bröckelnde SPD, noch die zuständige Ministerin und schon garnicht den Bürger - der ja heute lieber über die Wartezeit auf dem Bahnsteig oder den ausgefallen Schnellzug jammert.
Am besten hat mir der junge Mann gefallen, der mitteilte, er wäre Leiharbeiter und müsse dringend zur 12 Stunden-Schicht und bekäme wegen der streikbedingten Ausfälle nur diese Nacht 4 Stunden Schlaf. Ob dieser Trottel mal realisiert, das wenn er rechtzeitig mal gestreikt hätte, er heute einen ordentlichen Arbeitsplatz mit 8-Stunden-Schicht hätte ? Es ist schon fast lustig, wenn sich die Dummheit der Menschen im Fernsehen manifestiert.

Das gilt übrigens nicht nur für Arbeitsbedingungen. Wenn in diesem Lande heute viel gärt und trotzdem nichts passiert (oder das Falsche gemacht wird), dann liegt es daran, das zuwenige Bürger auf die Straße gehen. Wer etwas ändern möchte, darf nicht die Mächtigen um Erlaubnis bitten ! Luther hat den Papst nicht gefragt, die Spanier haben die Inkas nicht gefragt und Bismarck hat die Franzosen nicht gefragt. Wer etwas bewegen will, muß handeln und nicht fragen. Noch ist es das Recht des Einzelnen sich zu organisieren und für die Rechte zu kämpfen! Das geht allerdings nicht vom Sofa aus und wird nicht bei RTL wiederholt.

Jetzt ist natürlich auch die Stunde der zweitklassigen Politprofis gekommen. Allen voran der Milhouse-van-Houten der CSU - "Mr.Maut" - Alexander Dobrindt. Dieser ist zwar Verkehrsminister - und könnte seinen Einfluß in der Regierung mal für seine Bahner nutzen - zieht es aber vor in die KAmera zu grinsen und von möglicher Zwangsschlichtung zu sprechen. Zwangsschlichtung - was soll das sein ? Eine erzwungene Wiederherstellung einer nichtvorhandenen Harmonie ? Hat dieser Mensch mal den Begrif Tarifautonomie gehört ? Offenbar ist dieser Begriff bis zu diesem politischen Dünnbrettbohrer noch nicht durchgedrungen. Egal - das lernt er noch (und wenn es sein muß in Karlsruhe).

128 Stunden Streik ? So lange ? JA ! Nur wenn in diesem Lande die Menschen endlich wach werden und sich mal Gedanken machen, was Demokratie ist, dann wird sich auch etwas ändern. Die GDL kämpft für ihre Rechte und das ist ihr gutes, verbrieftes Recht. 128 Stunden sind lang - aber kürzer geht es scheinbar nicht. Ein Streik kann wie ein Splitter im Arsch wirken - und manchmal muß es eben länger weh tun, damit nicht wieder die Probleme ausgesessen werden. 

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