Freitag, 8. Mai 2015

Die Trittbrettfahrer - Zum Streik der GDL

Endlich setzt sich mal jemand für die Belange seiner Kollegen ein und scheut auch nicht die öffentliche Schelte durch Politiker und Medien. Claus Weselsky steht monolithisch fest auf seiner Position, seine Gewerkschaft GDL und die verfassungsmäßigen Rechte seiner Kollegen vor dem politischen Zugriff der Regierung zu verteidigen. Und selbst in der Bevölkerung wächst mit zunehmender Kenntnis der Ursache das Verständnis für den 128-stündigen Streik der Eisenbahner.

Aber wie bei jedem Erfolg sind die Trittbrettfahrer nicht weit. Da tänzeln im Umfeld diverser Gruppen unter der plakativen Fahne der angeblichen Solidarität mit der GDL politische Wirrköpfe, Alt-Anarchisten und letzte Rotsocken um die GDL herum, als würde ausgerechnet diese, im Deutschen Beamten-Bund beheimatete, Gewerkschaft nun für die letzten Kommunisten doch noch die Weltrevolution über die Straßen tragen. Das es der GDL bei dem Streik um die Einhaltung unserer Verfassung geht, haben diese Menschen nicht begriffen. Vielleicht können sie es nicht, vielleicht wollen sie es nicht. Das es einem Mann wie Claus Weselsky (CDU-Mitglied!) nicht darum geht, klassenkämpferische Spinnereien aus der Mottenkiste der Politgeschichte wiederzubeleben, müsste eigentlich dem dümmsten Sozen schon im Vorfeld ins Auge gefallen sein.

Da stehen sie nun vor den Bahnhöfen herum, die nach Weltgerechtigkeit dürstende Jugend, unterstützt von zotteligen Alt-68-Seniorhippies, mit Marx im Herzen, Lenin im Kopf und McDonalds Hamburgern im Magen. Verteilen brav ihre Flugblättchen und versuchen die Zeitungen ihrer jeweiligen Gruppierung an scheinbar Interessierte zu verkaufen (erinnert mich irgendwie an die Zeugen Jehovas - nur die haben es nicht so mit dem Kommunismus). Eigentlich eine anrührende Szene tiefer Tragikomik. Die gesellschaftlichen Underdogs von der politischen Resterampe betätigen sich mit Klassenkampf-Spruchbändern und roten Fähnchen als unbestellte Pausenclowns des Deutschen Beamtenbundes. Selber, selbst in der Glanzzeit von Studentenunruhen und chic gewordenen Widerspruchgeist, unfähig auch nur einen Bruchteil der, angeblich von ihnen vertretenen (oder nach eigener Lesart sogar angeführten), Arbeiterschaft für ihre absurden Gedanken zu begeistern, folgen sie nun einer Gewerkschaft und ihrem durchaus angenehm bürgerlichen Vorsitzenden. Schöner hätte es in den Phantasien von Franz-Josef Strauß nicht ausgedacht werden können.

Glauben diese Menschen eigentlich tatsächlich, das eine Gewerkschaft vom Format der GDL und ein Mann wie Claus Weselsky der Unterstützung durch gescheiterte politische Randgruppen bedürfen? Nein, natürlich nicht. In klarer Kenntnis des eigenen historischen Scheiterns versuchen sie sich selber wenigstens einmal den Erfolg der bewegten Massen zu suggerieren. Einmal an der Spitze der Arbeiter stehen (und sei es nur im Schatten oder am Rande der Tribüne); einem trockenen Alkoholiker gleich, der abgerissen auf seiner Parkbank mit leuchtenden Augen eine leere Hennessy-Flasche liebkost.

Der Streik der GDL braucht solche traurigen Gestalten für seinen Erfolg nicht. Ob diese Typen nun die GDL oder Kim-Jong-Un oder den Yeti unterstützen - das macht keinen Unterschied. An einer stolzen Eiche darf sich manches Borstenvieh wetzen - dann dürfen auch Ameisen den Baumstamm stützen. Entscheidend für den Erfolg ist die Akzeptanz in der Bevölkerung, die Streikfähigkeit der GDL und ihrer tapferen Mitglieder und nicht zuletzt die aufrechte Widerstandskraft von Claus Weselsky. Trittbrettfahrer brauchen die Eisenbahner nicht - auch keine Politischen.

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