Dienstag, 19. Mai 2015

GDL-Streik die 9. - Grube´s Unvollendete

BAM ! - da war sie wieder, die Keule der GDL. Onkel Weselsky schwingt den Streik-Hammer und die Medien landauf-landab haben ihn schon wieder als den Buhmann der Nation ins Visier des besorgnistragenden Mitbürgers gerückt. Die Bahn streikt also ab heute wieder (im Güterverkehr) und ab morgen auch im Personenverkehr. Sorgenfaltengefurchte Vorstandsmitglieder des größten deutschen Bahnunternehmens Deutsche Bahn AG jammern daraufhin schon tränenerstickt in die Kameras. Und - natürlich, wie könnte es anders sein - wird ein völlig verständnisloser Bahnkunde interviewt. Das hatten wir schon 8mal, das kennen wir, das brauchen wir eigentlich nicht mehr.
Das die GDL zum Streik aufruft, ist nichts Neues.

Neu ist aber die Qualität des Streiks. Wenn der Verhandlungspartner auf Arbeitgeberseite sich querlegt und alle Register der Blockadepolitik zieht, dann legt die GDL eben auch nach. Und Streik ist ein legitimes Mittel des Arbeitskampfes in der Demokratie. Claus Weselsky hat das verstanden und er handelt gesetzeskonform, verfassungsgerecht und angemessen. Ein Arbeitskampf ist kein Austauschen gegenseitiger Beweihräucherungen und ein Streik kein Wattebauschwerfen. Wer in andere Länder sieht, wird festestellen, das die deutsche Demokratie in Sachen "Arbeitskampf" noch ein ganz harmloses Pflaster ist. In anderen Ländern sehen Streiks deutliche massiver aus und die Bandagen, mit denen dort gekämpft wird, sind härter !

Warum wirkt aber gerade Claus Weselsky so provokant ? Das ist eine Frage der Sichtweise. In Zeiten, in denen sich die Kanzlerin ungestraft von Verbündeten abhören lässt und nicht die politischen Konsequenzen zieht, in denen sich Behörden und Ämter durch massenhaften Rechtsbruch in der Asylfrage in moralischen Zugzwang setzen lassen, in der Minister bedarfsgerecht in die Kamera lügen und in der politische Führungspersönlichkeiten vor Urkundenfälschungen nicht zurückschrecken, da muß ein gradliniger Querkopf wie Claus Weselsky natürlich wie eine Perle zwischen Spaghettis wirken. Claus Weselsky mag vielen Leuten unbequem erscheinen - er ist es sogar ! Aber genau das ist es, was ihn ausmacht. Er ist nicht der Kandidat für die Herzbärchi-Show, nicht der "Bätscheler", der Röschen an frischfrisierte Dumpfbacken verteilt und gewiss kein Mann, der seinen Charakter für Begriffe wie "political correctness" auf dem Altar des Mainstream opfert. Er steht für Werte, die ihm wichtig sind : die Verfassung, die Demokratie und die gewerkschaftliche Arbeit. Und das ist auch gut so. Was Claus Weselsky tut, macht er aus tiefer innerer Überzeugung. Und das ist es, was vielen Leuten in diesem Lande Angst macht. Da gibt es einen, den man nicht einschüchtern oder kaufen kann. 

Viele Menschen stöhnen über Werteverfall, politische Beliebigkeit und Auflösung der Arbeitswelt. Die GDL und ihre Mitglieder stehen mit ihrem Vorsitzenden genau dafür ein, das es bei der Bahn eben nicht zum Lohndumping, Outsourcing oder dem Ausverkauf ihrer Interessen kommt. Und das ist nicht nur ihr gutes Recht, sondern sogar ihre Pflicht. Einerseits über Zustände schimpfen und auf der anderen Seite über die Bahner jammern - das geht nicht. Hier zeigt eine Organisation, hier zeigt ein Mensch, das es auch anders geht. Wer auf seinem verbrieften Recht besteht, tut kein Unrecht.

Wenn die Bahnen nun wieder stehen bleiben, so liegt es nicht an der GDL. Die Gewerkschaft kann nicht anders handeln, wenn sie glaubwürdig und erfolgreich sein will. Der Bahnkunde, der nun nicht an sein Ziel kommt, sucht in Claus Weselsky den falschen Schuldigen. Die Verursacher dieses Streiks sitzen in der Führungsetage der Deutschen Bahn AG. Es wäre ein Leichtes für den Inhaber des Unternehmens (die Regierung) dem Kunden den Streik zu ersparen und die Annahme der Forderungen der GDL endlich zu veranlassen. Das wäre dann mal kundenfreundlich ! Der Versuch, die GDL und ihren Vorsitzenden marode zu machen, die Gewerkschaft zu zerschlagen (wie es Frau Nahles ja möchte) oder den Kunden gegen die Bahner aufzuwiegeln ist an der Hartnäckigkeit eines Claus Weselskys gescheitert. Und dieser gescheiterte Versuch war dann der Unvollendete von Herrn Grube !

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