Freitag, 9. Januar 2015

Je suis Charlie - Aber was ist mit den Anderen ?

Ich möchte vorausschicken, das mich der Anschlag in Paris auch fassungslos gemacht hat. Die Medien und auch unsere politischen Köpfe überschlagen sich ja fast vor Anteilnahme und werden nicht müde, dieses feige Attentat als einen Höhepunkt der Gewalt zu geißeln. Trotzdem war ich nicht verwundert. Traurig ja - aber gewundert hat es mich jetzt nicht. Da dringen 3 junge Fanatiker in eine Zeitungsredaktion (einer Zeitschrift, die mir ehrlich gesagt auch als Vielleser nicht bekannt war) ein und erschießen 12 Menschen. 12 erschossene Menschen sind 12 erschossene Menschen zuviel - aber in der heutigen Welt sind 12 Opfer religiös verbrämten Fanatismus doch schon fast täglich zu beklagen. Und - bei aller Anteilnahme - die Gesichter der erschossenen Karikaturisten prangen in verschiedensten Formen in -zig Solidaritätsbekundungen. Die Gesichter des ermordeten Portiers der Zeitung und der beiden erschossenen Polizisten scheinen keinem Politiker und keiner Zeitung einer besonderen Würdigung wert. Das ist anscheinend nur ein Kollateralschaden. Sind nur ermordete Presseleute medienwirksam und trauerwürdig? Haben wir uns schon daran gewöhnt, wenn Taxifahrer zusammengeschlagen, Tankstellenverkäuferinnen überfallen und die Benutzer von öffentlichen Verkehrsmittel (und auch das Personal) täglich mehrfach Opfer von Gewalttaten durch Mitbürger mit Migrationshintergrund werden?

Es scheint, als wären die normalen Menschen auf der Straße unseren Staatslenkern und Medien weniger wert, als Menschen, die Karikaturen pinseln können. Hätte ich zeichnen lernen sollen, damit man mich und meine Sorgen auch beachtet? Die, durch die islamistische Boko-Haram-Miliz entführten und vergewaltigeten Mädchen in Nigeria, unsere gefallenen, verwundeten und teils schwer traumatisierten Soldaten nach Auslandseinsätzen, die Opfer von Bombenanschlägen im Jemen,Irak oder sonst wo - für die knipst man an keinem Gebäude demonstrativ das Licht aus.
Ich möchte niemandem zu nahe treten, der auf den Anschlag in Paris mit aufrichtiger Trauer und Bestürzung reagiert. Aber jeden Tag werden auf der ganzen Welt hunderte einfacher Menschen Opfer eines religiösen Fanatismus. Und dazu tritt kein Minister vor die Presse, dazu nimmt keine Zeitung auf der Titelseite Stellung und dazu gibt es keine Schweigeminute in Kirchen und Moscheen.

Haben wir uns an diese Form der Gewalt, die täglich auch auf unseren Straßen passiert etwa schon so gewöhnt? Nein ? - Wo sind dann sie bestürzten Politiker, wenn ein Bahnschaffner von betrunkenen Migranten brutal attakiert wird ? Oder doch ? - dann sollte man den Anschlag in Paris auch als "einen bedauerlichen Einzelfall" betrachten und wieder mal einen Strich (oder in diesem Falle eben zwölf Striche) in der so flexibel gehandhabten Kriminalstatistik machen. Ein Mensch ist ein Mensch - unabhängig von seinem Beruf und seiner sozialen Stellung. Wenn heute nun unsere Medien und unsere Volksvertreter vor den Kameras und auf den Titelseiten die großen Tränen vergießen, dann tun sie es nicht, weil 12 Menschen ihr Leben gelassen haben - sie tun es plakativ um sich mediengerecht in Szene zu setzen und das Ganze mit der für sie jeweils richtigen politischen Botschaft unters Volk zu bringen. Wenn die Zeitungen und Nachrichten voll von Charlie Hebdo sind, dann nicht aus Anteilnahme für Verbrechensopfer, sondern aus Solidarität mit Berufskollegen aus der Medienbranche.  Das ist traurig und der eigentliche Skandal. 

Ich möchte noch einmal betonen - ich habe großen Respekt für die echte Trauer um die Opfer. Diejenigen aber , die nur aus plakativer Solidarität heute weinen und sonst die Opfer am liebsten noch aus politischen Gründen vergessen machen wollen - denen rufe ich zu : Schämt Euch !

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