Mittwoch, 2. April 2014

Alter Sack ! - Was nun ?

Nun ist es wieder mal so weit gewesen und der Gott Chronos hat mit absoluter Gnadenlosigkeit zugeschlagen. Schon wieder ein Jahr älter. Ich komme so langsam in die Jahre, in denen man sich mit seinen Freunden über die Vorzüge von Ärzten und Medikamenten austauscht. Wenn ich morgens wach werde und es tut nichts weh, so ist etwas nicht richtig. Der Anblick im Spiegel erfordert so langsam etwas Mut und die Haare (so sie noch vorhanden sind) wachsen grau und spärlich. Das sind eben nun einmal die unumgänglichen Begleiterscheinungen der Gnade einer frühen Geburt (ganz frei nach Helmut Kohl). Aber ist das wirklich schlimm? Zum einen JA - denn man sieht seinem Verfall zu. Zum einen aber auch NEIN - denn es gibt nun einmal Aspekte des Älterwerdens, die nicht außer Acht gelassen werden sollten.
Wenn ich heute die jüngere Generation (zu der ich einen guten Draht habe) betrachte, so fällt mir auf, daß sie von einer gewissen Unruhe erfasst ist. Sei es aus politischen Gründen, aus Besorgnis um die ökologische Entwicklung oder aus Sorge um das eigene Fortkommen. Man diskutiert, man plant, man spekuliert und versucht das Optimum für sich oder Andere zu erreichen. In meinem Alter braucht man das nicht mehr. Die Weichen sind gestellt, die eigenen Möglichkeiten sind ausgelotet und man hat genug innere Ruhe als das eine Meldung über den angeblichen Klimawandel oder den Vorgängen auf der Krim mich noch wirklich aus dem Lehnstuhl katapultieren würde.
In der Jugend will man immer die Welt gerechter, anständiger und friedlicher machen - und ist doch in Ermangelung der Möglichkeiten zum Scheitern verurteilt.
Stundenlang stehen sie vor dem Spiegel. Stundenlang überlegen sie sich den Auftritt vor ihren Freunden - um dann mit einer Flasche preiswerten Schnaps auf eine Party zu gehen, die in ihrer Lautstärke jede Unterhaltung im Keim erstickt. In unaufgeräumten Räumen tummeln sich die Freunde, Bekannten und Freunde von Freunden grüppchenbildend und das selbstgemachte kalte Bufett leerfutternd. In jeder Gruppe ein Großsprecher, einige schweigsame Schmatzer und der unvermeidliche Postpubertäre, der irgendeine von den jugendlichen Schönheiten je nach Grad der Alkoholisierung mehr oder minder stark anbaggert wird. Und natürlich - nicht zu vergessen "der/die Wortführer/in". Diese Person arbeitet sich dynamisch durch die Anwesenden und überzeugt jeden und jede von der eigenen Vortrefflichkeit, versucht Gruppen umzubilden und den Gesprächsstoff zu verordnen - nicht ahnend sich damit unmöglich zu machen. Fehlt mir das? Nein - es war mir schon in der eigenen Jugend ein Graus auf solche Veranstaltungen zu gehen. Da verbringe ich doch lieber den Abend mit ein paar guten Freunden in einer gemütlichen Bar, einem gepflegten Restaurant oder genieße eine Diskussion mit wirklich interessanten Menschen, die nicht mit geklauter Meinung und verpeiltem Stil ihre eigene Unreife manifestieren.
In meinem Alter neige ich zur Bequemlichkeit. Nicht, dass das nicht auch schon früher der Fall gewesen wäre - ich war immer sehr für Komfort. Aber wie sieht es denn in der Jugend aus?
Da werden über EBay oder Anzeigen nach preisweten Gebrauchtmöbeln (mit den entsprechenden Makeln) gesucht. Da bucht man sich Urlaubsflüge über die unmöglichsten Zwischenstationen um ein paar Euro zu sparen. Man quartiert sich bei Großveranstaltungen in Schlafsäcken und Zelten ein, um angeblich das richtige Feeling für die Veranstaltung zu bekommen. Man läuft zu Fuß bis zum nächsten Billig-Discounter um das Mineralwasser 10ct preisgünstiger zu bekommen. Man frisst 4 mal in der Woche Nudeln oder Reis um die Haushaltskasse zu schonen, versucht den Taxifahrer oder Handwerker herunter zu handeln oder rennt mit diversen Rabattcoupons herum. Man teilt sich die Wohnung mit Menschen, die man eigentlich nicht mag, um sich die Hausarbeit und die Miete zu teilen. Das ganze verkauft man dann der Umwelt als "modern". Blödsinn! Da fahre ich doch lieber einmal die Woche zum EDEKA und kaufe das ein, was ich will. Ich besuche die Restaurants auf die ich Lust habe und meine Böden und Fenster reinigt meine Putzfrau. Meine Reiseziele wähle ich nach Neigung und Interesse und wenn ich will, dann buche ich mir eben BusinessClass. Warum? Weil ich in dem Alter bin, wo ich mir diese Freiheit nehmen kann.
Freiheit? Das ist doch das Privileg der Jugend! - Falsch gedacht. In der Jugend muß man immer darauf achten, was andere von einem halten. Der Lehrer, der Professor, die Schul- oder Universitätskameraden, die Freunde. Wie wirke ich auf die? Was werden die dazu sagen? Was wird meine Mutter/mein Vater davon halten? In der Jugend ist man ständig der Observation und Jurisdiktion durch Andere ausgesetzt. Mir ist heute scheißegal, was andere Menschen über mich sagen oder denken. Ich benötige keinen Professor für mein BAFöG, keine Eltern für den monatlichen Zuschuß zur Haushaltskasse und ich unterliege keinen gruppendynamischen Zwängen durch Freunde und Bekannte. Ich muß auch nicht betteln damit ich Mami`s Wagen kriege - ich habe selber ein Auto. Ich muß nicht zum Rauchen vor die Tür gehen, weil in meiner Familie nur Nichtraucher sind. Freiheit? Freiheit kommt mit der Selbständigkeit und der Unabhängigkeit - und somit mit dem Alter.
Was ist mit dem Partner und der Liebe? Ich bin Single und daran wird sich dauerhaft nichts ändern. Diejenigen, die in festen Partnerschaften leben können mir aber dennoch zustimmen. In unserem Alter ist die Front geklärt. Man hat einen Partner (und weiß was oder besser wen man hat) oder man hat eben Keinen. Aber man ist auch die Frage los, ob man den Richtigen oder Falschen hat. Man muß nicht mehr suchen - man lässt sich höchsten finden. Man geht nicht mehr in eine Partnerschaft hinein und sucht gleichzeitig in der nächsten Singlebörse potentielle Seitensprünge. Man weiß schließlich was man will. Man experimentiert nicht mehr an sich herum - man kennt seine Vorzüge, Fähigkeiten und Schwächen. Und man kennt seine Grenzen. In der Jugend glaubt man noch grenzenlos Träume zu Realitäten machen zu können und verbreitet doch nur heiße Luft mit anschließender Frustration. Die Zeiten sind vorbei. Gott sei Dank !
Alter Sack? - Ja gerne! Komfortabel reisen, gut essen, gepflegt trinken - einfach das Leben genießen!

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