Dienstag, 5. April 2016

Oh ! - Wie ? Schön ist Panama !

Zunächst mal eine kleine Landeskunde. Panama ist eine Republik und liegt in Mittelamerika. Sie ist etwa 75.000qkm groß, die Hauptstadt heisst Panama City und es leben dort etwa 3,3 Millionen Einwohner im Lande. Besondere Berühmtheit hat der Panama-Kanal (welcher von den Amerikanern als eine Art exterritorialer Sonderzone behandelt und bewacht wird). Außerdemgibt es in Panama sehr schöne Badestrände, viele Moskitos und viele Bananen,  Kleine Tiger, kleine Bären oder Tigerenten sucht man dort allerdings vergebens.Dafür gibt viele Anwaltskanzleien und sehr viele Briefkästen.

Und die Briefkästen geht es nun in der Panama-Leaks-Affäre. Da sind namhafte Leute aus Politik, Sport und Wirtschaft nämlich Besitzer einer Firma. Diese Firma besteht in der Regel aus einem Eintrag ins Handelsregister, einem Bankkonto und einer postalischen Adresse. So richtig gearbeitet wird in diesen Firmen nicht. Da wird nur Geld aufs Konto gepackt oder wieder runtergenommen. Und da in Panama kaum Steuern anfallen, hat der fleißige Fabrikant aus Wuppertal, der rührige Politiker aus Nordrhein-Westfalen oder der trittstarke Stürmer aus dem Lieblingsverein eine Menge Geld gespart, wenn er ,statt hier alles zu versteuern, sich einen Teil seines Salärs direkt nach Panama schicken lässt. Das ist erstmal nicht ungesetzlich (zumindest in Panama). Wenn das Geld nicht in Deutschland erwirtschaftet wurde (weil vielleicht der Herr Minister einen Vortrag in New York gehalten hat, der gut bezahlt wurde oder der Fußballer für 3 Spiele an einen spanischen Verein ausgeliehen wurde), ist es auch nach deutschem Recht nicht strafbar. Für die Besteuerung ist immer noch der Ort des Erwirtschaftens maßgeblich. Wenn allerdings ein Unternehmen große Bestandteile seines Vermögens an die Briefkastenfirma überschreibt, um sie im Falle einer Insolvenz dem Gläubigerzugriff zu entziehen, wenn jemand für angebliche und nicht erbrachte Dienstleistungen an diese Firma steuermindernd Beträge überweist oder die Zinsen auf dieses Vermögen nicht angegeben werden, so liegt eindeutig eine Straftat vor.  

Nun ist natürlich interessant, wer sich alles seine Steuern durch dieses Modell schön klein gerechnet hat und ich gehe davon aus, das der eine oder andere prominente Namen da etwas beschädigt wird. Manche reden schon sogar von einer steuermäßigen Parallelgesellschaft. Das ist natürlich Blödsinn. Geld im Ausland zu besitzen, ist in Anbetracht der sich weiter verschlechternden Zustände in Europa vielleicht keine so schlechte Idee. Man weiß ja nicht, auf was für Blödsinn unsere Regierung noch kommt und da tut man gut daran, sich seinen Abschied rechtzeitig finanziell abzusichern.

Aber die Empörung über Panama zeigt, wie tief immer noch ein koloniales eurozentrisches Weltbild in den Köpfen der Menschen verwurzelt ist. Ein panamesischer Anwalt und eine mittelamerikanische Firma retten deutsche Vermögen vor dem Zugriff der Steuer ? Das kann nicht sein - das darf nicht sein. Ein ordentlicher Mittelamerikaner trägt nicht Hugo-Boss-Anzüge, sondern er reitet auf einem Esel und hat einen Sombrero auf, den er ehrfurchtsvoll zu lüften hat, wenn der deutsche Beamte auf Nachforschung nach dem vermeintlich geflohenen Steuervermögen den Strand betritt. Ein ordentlicher Panamese pflückt für 3 Euro am Tag 12 Stunden lang Bananen, damit bei ALDI; LIDL,REWE oder EDEKA das Kilo die magische Grenze von 1 € pro Kilo nicht überschritten werden. Der gute Panamese blickt voller Bewunderung nach Europa und zeigt nicht frech dem Nabel der guten alten Welt den finanzpolitischen Stinkefinger. Bestenfalls als Statist bei Abenteuerfilmen oder als Lotse für große Frachtschiffe ist der braungebrannte, schwarzhaarige Halb-Indio noch halbwegs akzeptabel. Aber als Anwalt und Steuerberater - da geht dem Herrn im Rollstuhl in Berlin der fiskalische Hut hoch.

Wenn ich nicht müde werde, von Globalisierung zu faseln (wie unsere Regierung), wenn ich mich nicht entblöde, Freizügigkeit und grenzenlose Freiheit zu fordern (wie die Grünen) und mich für dubiose Handelsabkommen stark mache (wie die SPD), dann darf ich mich nun nicht lautstark beschweren, wenn genau diese Freizügigkeit von den Menschen genutzt wird. Wer es akzeptiert, das Millionen von falschen Asylanten ins Land quasi unkontrolliert einströmen, kann es nicht beweinen, wenn Milliarden von sauer verdienten Euros durch die Hintertür das Land verlassen. Die Freiheit, die ich den Menschen aus aller Herren Ländern zubillige (sich nämlich hier in den Sozialsystemen einzunisten)  muß man konsequenterweise dann auch den Einheimischen zubilligen (nämlich ihr Vermögen vor dem Zugriff einer offenbar irrational handelnden Regierung zu retten). Wenn ich schon nicht die Möglichkeit habe, mein Vaterland vor dem Zugriff der Regierung zu bewahren, so soll mein Vermögen wenigstens rechtzeitig in Sicherheit liegen. Bei der Geschwindigkeit des heutigen Geldverkehr, ist es übrigens müßig, sich noch über Panama Gedanken zu machen. Die Gelder liegen nun entweder auf den British Virgin Islands, in Singapur, in Qatar oder an einem sonst wo gelegenen Ort. Die nächste Oase ist nur einen Mausklick weit entfernt. Und da ist es auch schön. Wie heisst es doch in dem Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten"?  "Etwas Besseres als den Tod finden wir überall". So kann man heute sagen "Etwas Besseres als die deutsche Finanzverwaltung finden wir überall". Und das ist leider kein Märchen !


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen