Montag, 3. November 2014

Mein lieber Claus Weselsky - Bahnstreik hoch 3 ?

nun läuft es gerade durch die Nachrichten wie eine Sondermeldung von diversen Kriegsschauplätzen:  

                       "Die GDL hat den Verhandlungstisch verlassen - neue Streiks drohen!"

 Na sowas ? Wie konnten sie nur so böse sein, die Verhandlungen abzubrechen? Lag es vielleicht daran, das die Bahn garnicht verhandeln wollte? Lag es daran, das man der GDL ganz noncharlant ihr eigenes Todesurteil auf den Tisch geworfen hat und sie tatsächlich nicht unterschreiben wollten?
Sie werden sich wundern - ich kann das verstehen!
Ich habe auch Verständnis dafür, das Sie heute als der böse Mensch gelten, der in Deutschland die armen Bahnkunden im Regen bzw. auf dem Bahnsteig stehen lässt. Die Bahn und ihre Presseabteilung lassen eben nichts unversucht, die GDL und ihren Vorsitzenden in aller Öffentlichkeit durch die Scheiße zu ziehen. Wer sich mit einem Gegner wie der Deutschen Bahn einlässt, dem fliegen eben die Brocken um die Ohren. Da wird gemauschelt, was das Zeug hält. Da macht man Druck auf die zuständige Ministerin, die - simsalabim - schon das, für die Einheitsgewerksschaft und den Bahnvorstand passende Gesetz in der Tasche hat. Da wird bewusst das Grundgesetz elegant übersehen. Und - als Krönung des Ganzen - tritt man ihnen noch persönlich auf die Füße. Da werden uralte Statements von Ihnen ausgegraben, da befragt man "alte Weggefährten" (die so für etwas Geld noch einmal zu traurigem Ruhm kommen können) und stellt die drolligsten Behauptungen auf. Wenn ich heute Berichte in diversen Blättern lese, so bin ich fast gewillt zu glauben, sie hätten einen Pferdefuß und zwei Hörner. Nach ganz internen Untersuchungen der Bahn-Sicherheit sollen Bahnhöfe, auf denen sie aufgetaucht sind, noch zwei Stunden später nach Schwefel gerochen haben !

Trotzdem knicken sie nicht ein - und das ist auch gut so. In diesem Lande haben zu viele Menschen an verantwortlicher Stelle in Wirtschaft und Politik den Schwanz eingezogen, wenn es brenzlich wurde. Und sie tun es noch.  Es haben sich auch zu viele Gewerkschafter auf die Arbeitgeberseite ziehen lassen und wundern sich nun, das man ihren Worten nicht mehr traut.Wenn Sie, mein lieber Herr Weselsky, so ein übler Patron wären, wie heute die Medien berichten, warum hat ihnen dann die Deutsche Bahn 2007 den Posten des Personalvorstandes angeboten? Das sie in dieser Situation Rückgrat bewiesen haben und auf den gut dotierten Posten verzichteten, zeigt, das sie aus anderem und deutlich härterem Holze gemacht sind als viele andere Gewerkschaftsführer.

Die Position der Bahn, mit ihnen nicht auch über Zugbegleiter verhandeln zu wollen, kann ich allerdings auch nachvollziehen. Die Deutsche Bahn möchte es sich mit der EVG eben nicht verscherzen, nachdem so viele leitende Gewerkschafter der EVG doch in die Reihen der leitenden Bahnmitarbeiter aufgestiegen sind und die Regierung (besonders die SPD) ihr letztes bisschen Macht in diesem Lande dadurch am Leben erhält, sich gelegentlich bei Wahlen vom DGB als einzige Arbeitnehmerpartei vermarkten zu lassen. Ein Bahnvorstand, der ihnen nun öffentlich Recht geben würde, würde binnen Stunden von EVG, DGB und dem Arbeitsministerium in die Zange genommen. Diese Sandwich-Position kann eben nicht jeder aushalten. Es hat nicht jeder soviel Mut und soviel Ausdauer wie Sie. Es bedarf schon einer besonderen charakterlichen Größe vor Geld, Macht, Medien und Politik nicht in die Knie zu gehen.

Wenn es jetzt wieder zu einem Streik kommt, so ist das einzig und allein der Deutschen Bahn zu verdanken, die in ihrem frechen Versuch, die GDL über den Tisch zu ziehen, kläglich gescheitert ist. Der Bürger selber - oft genug von Politik und DGB-Gewerkschaft im Stich gelassen - wird verstehen, wenn jetzt die GDL wieder die Züge stehen lässt - stehen lassen muß. Und der denkende Bürger wird ihnen, mein lieber Herr Weselsky, dafür Respekt und Achtung zollen müssen, das sie ihre Arbeitskollegen nicht im Stich gelassen haben, nur weil ihnen der Wind jetzt ins Gesicht bläst.
Die Bahner und GDL-Mitglieder wissen schon, warum man Sie an das Ruder der Gewerkschaft gestellt hat. Ein Kapitän muß nicht lieb sein - er muss den Kurs kennen und das Schiff sicher in den Hafen bringen. Das gilt auch für Gewerkschaftsführer !

Ich möchte nicht schließen ohne ihnen ein Wort des Admirals Tirpitz mit auf den Weg zu geben :
                 "Wenn der Gegner den Kampf haben will, so werden wir mittun"

In diesem Sinne, halten Sie die Ohren steif ! Viel Glück und Gottes Segen !

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