Dienstag, 4. November 2014

Bahnstreik ab Mittwoch - und ewig streiken die Bahner !

Au weia - jetzt hat doch die bitterböse (laut BILD) Bahngewerkschaft GDL doch glatt ab Mittwoch zum Streik aufgerufen (im Güterverkehr) und ab Donnerstag im sogar im Personenverkehr ! Ich sehe jetzt schon die Reporter und Journalisten über die Bahnsteige flitzen um ja ein besonders trauriges Opfer des Bahnerstreiks vor die Kamera oder die Fotolinse zu bekommen. Besonders beliebt sind da ja Mütter mit Kindern ("Die Armen") und hilfsbedürftige Rentner (Typ Oma mit Hornbrille). Das sich die GDL in diesem existenzbedrohenden Tarifkonflikt garnicht anders verhalten kann, als ihre Mitglieder zum Streik aufzurufen, wird da natürlich bewusst verschwiegen. Lieber zieht man die "gierigen" oder "teuflischen" Lokführer durch den Kakao oder ergibt sich in wüsten Beschimpfungen über den GDL-Chef Claus Weselsky. Wenn morgen nicht die Bahn, sondern Amazon bestreikt würde, so würden die Medien bestimmt auch über den "weinenden kleinen Jungen" berichten, der seine vom Taschengeld ersparte Playstation nicht bekommt. Hier streut man den Kunden und Bürgern bewußt und unverantwortlich Sand in die Augen.

Ja - wie denn nun ? 
Die GDL kann den von der Bahn vorgelegten Tarifvertrag nicht unterschreiben ohne alle Mittel der gewerkschaftlichen Arbeit aus der Hand zu geben. Die Deutsche Bahn verlangt in dem Papier, das im Zweifelsfalle die größere Gewerkschaft über die Annahme der Bedingungen des Tarifvertrages zu entscheiden habe, was faktisch einer bedingungslosen Kapitulation der GDL gegenüber der EVG gleichkäme. Das konnte und kann die GDL nicht annehmen ohne ihre Mitglieder an die Konkurrenzgewerkschaft auszuliefern. Das hat mit Machtspielchen nichts zu tun - das ist ein Arbeitskampf um die blanke Existenz der GDL. Es geht um das Recht eines Arbeitnehmers seine Gewerkschaft selber zu wählen und nicht (wie in Diktaturen oder Pseudodemokratien üblich) in eine Einheitsgewerkschaft gezwungen zu werden, die entweder der verlängerte Arm der Arbeitgeber ist oder sich zum gut bezahlten Versorgungsamt für Gewerkschaftsbosse entwickelt hat. Und das ganz unabhängig von Branche oder Industriezweig.

Und jetzt ?
Wir leben in einem Land, das nicht müde wird den Freiheitsgedanken zu propagieren. Keine Rede von Bundespräsident Gauck ohne das Wort "Freiheit". Keine Verlautbarung unserer Regierung ohne die Begriffe "Freizügigkeit", "persönliche Gestaltungsfreiheit" oder "Tariffreiheit" - nur wenn dann wirklich eine Gewerkschaft diese Freiheit nutzen will, so ist der Aufschrei groß. Dann ist natürlich die Gewerkschaft schuld, wenn die Bahn nicht fährt -  Nicht der Arbeitgeber, der diese Gewerkschaft mundtot und handlungsunfähig machen will. Es ist das Recht der Bahner zu streiken. Die Deutsche Bahn ist ein privates Transportunternehmen - keine Behörde und kein staatlicher Grundversorger. Wenn morgen der Zug nicht kommt, so hat der Besitzer einer Fahrkarte einen Anspruch gegenüber dem Anbieter. Ein Recht, die streikenden Bahner zu beschimpfen, zu bedrohen oder rüpelhaft zu beleidigen beinhaltet der Kauf einer Fahrkarte nicht. Hier nehmen Menschen ihr verfassungsgemäßes Grundrecht auf Streik wahr. Vielmehr sollte sich der Bahnbenutzer überlegen, ob hier nicht fleißige Menschen von Arbeitgeberseite faktisch in einen Streik gezwungen werden.

 Na also !
Wenn hier der "Staat" - in welcher Form auch immer - für eine Seite Partei ergreift oder "regulierend" eingreift, so kann morgen auch ihre gewerkschaftliche Vertretung aus Gründen der "Staatsräson" ausgehebelt werden. Egal ob sie selber Arzt, Pilot, Bäcker, Müllmann  oder Verkäufer sind! Hier gilt es einen versuchten Bruch unserer Verfassung im Keim zu ersticken. Ich verstehe auch nicht, warum die EVG hier nicht solidarisch mit ihren Kollegen handelt. Ist die Angst, eine Konkurrenz zu haben wirklich so groß, das man schon demokratische Grundprinzipien der Arbeitnehmerbewegung auf dem Altar des Machterhaltes opfern muß? Es ist besonders einem Mann wie Claus Weselsky zu verdanken, das die GDL nicht eingeknickt ist und die Spielregeln demokratischen Handels nicht im Einheitsbrei zwischen Massengewerkschaft und Arbeitgeber untergehen. Das einzige Mittel, welches die GDL hat, ist der Streik. Und wenn ab Mittwoch wieder Züge stehen blieben, denken Sie bitte dran - auch für ihre Rechte und unsere Demokratie gehen die Bahner heute nicht auf den Führerstand ! Zeigen Sie Verständnis - es geht heute um die Bahner - morgen geht es um Sie !


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