Freitag, 19. September 2014

Hail Caledonia - Zum Referendum Schottlands

Nun sind die Wahlbezirke ausgezählt und mit 55,3 % haben die Bürger Schottlands die Unabhängigkeit ihres Landes vom Vereinigten Königreich abgelehnt. Ich habe mir die Mühe gemacht und und die Nacht über den Fernseher mit CNN laufen lassen, um die einzelnen Ergebnisse live mitzubekommen. Ich kann es eigentlich nicht glauben. Die Stimmung im Lande war und ist eindeutig für ein unabhängiges Schottland gewesen. Am Vorabend des Referendums war sogar dem britischen Premier Cameron ob des prognostizierten Ergebnisses der Arsch so weit auf Grundeis gegangen, das er öffentlich über seinen Rücktritt diskutierte.
Ein unabhängiges, freies Schottland, welches weder in der NATO, noch in der EU noch im Euro-Pakt Mitglied ist - das wäre für viele Staaten und Völker der europäischen Zwangsgemeinschaft ein Signal gewesen. Die Südtiroler hätten sich erheben können, die Katalanen und Basken sowieso und auch in  Nord-Irland und Wales hätte man eine entsprechende Volksabstimmung nicht mehr verweigern können. Die Flandern in Belgien hätten auf die Idee kommen können sich von den ungeliebten Wallonen scheiden zu lassen. Bayern hätte vielleicht sogar den Gedanken der Unabhängigkeit weiterdenken können. Die Korsen wollen sich schon seit langem von Frankreich lossagen. Das wäre der Initialzündung für die Völker Europas gewesen, sich endlich den Weg in die Freiheit und Unabhängigkeit zu erstreiten.
Und England ? Nachdem die 40 schottischen Labour-Abgeordneten (und der 1 Konservative) das Unterhaus geräumt hätten, wäre es im Parlament zu einem Rechtsruck gekommen, der einen Mann wie Nigel Farange (UKIP) in die Hände gespielt hätte und früher oder späater den Austritt Englands aus der EU zur Folge gehabt hätte. Das klein-geschrumpfte Königreich an der Themse wäre international zur Drittklassigkeit abgestiegen und seine Bedeutung als militärischer Brückenkopf und politischer Wurmfortsatz Washingtons hätte eindeutig und massiv an Gewicht verloren. Die Energieversorgung der EU hätte - nach Austritt Schottlands und der Nationalisierung des schottischen Nordsee-Öls- einen empfindlichen Schlag erlitten und Zentraleuropa wieder stärker an die Seite Russlands geführt (Was meiner Meinung nach wünschenswerter und logischer ist als das Aufrechterhalten eines transatlantischen Bündnisses).
Aber nein - in letzter Minuten scheinen sich doch tatsächlich allen Umfragen zum Trotz noch etwa 400000 Schotten für den Verbleib bei den ungeliebten Engländern entschieden zu haben. Dabei muss es sich um einen Art nationales "Stockholm-Syndrom" handeln, denn die Vereinigung der Schotten mit den Engländern geschah ja nicht aus freien Stücken, sondern auf dem Schlachtfeld und die letzte schottische Königin wurde auf Befehl der britischen Krone enthauptet.
Wäre ein solcher Wahlausgang in einem Staat der dritten Welt geschehen, so würden heute unsere Politiker lauthals über Wahlbetrug lamentieren. Wäre das Ergebnis in einem Teil Russlands zustande gekommen, so würde die EU vermutlich den Kämpfern für die Unabhängigkeit sogar Waffenhilfe anbieten und die Protagonisten mit bunten Orden schmücken (und sich damit sehr weit aus dem Fenster lehnen). So haben die Schotten zur Freude von Junker, Baroso, Obama und Co dann doch noch den Verbleib in der Unmündigkeit zementiert und es ist fraglich, ob dieses scheinbar freiwillige Verbleiben von Dauer ist. Jetzt muß der Herr Cameron erstmal eine Menge Bonbons unter das schottische Volk streuen, welche ihm dann allerdings in England zum Verteilen fehlen. Wir werden sehen wie weit er kommt.
Heinrich Heine hat einmal geschrieben :"Man kann feindliche Armeen aufhalten - nicht die Ideen, deren Zeit gekommen ist". Es wird 200 Jahre nach Napoleon immer sichtbarer, das die Unabhängigkeit der Völker von Fremdbestimmung immer noch ein Thema in Europa ist und sich die Völker gegen ihren Willen nicht dauerhaft vereinahmen lassen. Dieses Referendum konnte man noch manipulieren - dauerhaft ist Betrug keine Basis.

Unseren schottischen Freunden rufe ich deshalb zu : Noch ist nicht aller Tage Abend ! Hail Caledonia !



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