Mittwoch, 18. Juni 2014

DB & ICE - ein netter Zug !

Normalerweise bin ich leidenschaftlicher Autofahrer. Ich bin auch ein Freund des Individualverkehrs, beschehrt er doch den Menschen ein Stück persönlicher Freiheit in einer Gesellschaft, die einen vorne und hinten mit Verboten, Erlassen, Gesetzen und Verordnungen in einer Weise einschränkt, die sonst noch nicht einmal in Diktaturen vorkommen. Mit einem Zug zu reisen, war in den letzten 25 Jahren bei mir eine seltene Ausnahme.
Nun hatte ich neulich einen wichtigen Termin in Hamm (Westfalen). Mal wieder mit einem guten Freund einen leckeren Kaffee trinken, ein wenig Quatschen und die aktuellen politischen Probleme und natürlich auch die WM besabbeln. Aber mit dem Auto fahren? Morgens sind die Straßen sehr voll, der Sprit ist verflucht teuer und ich hatte einfach keine Lust, mich hinters Steuer zu klemmen. Das muß ich schon beruflich oft genug. Also kam ich auf die Deutsche Bahn zurück. Das der Freund, den ich in Hamm treffen wollte, Mitarbeiter der Deutschen Bahn ist, kam dieser Idee natürlich sehr entgegen. Wenn man mit einem Zug fährt, in dem der Freund Zugführer ist, ist das natürlich ein Argument für die Benutzung der Bahn - da kann man neben dem Fahrerlebnis nämlich auch noch eine Menge lernen.
Als erstes möchte ich bemerken, der Zug war auf die Minute pünktlich. Da mögen sich ja viele Leute über die angebliche Unpünktlichkeit der Bahn beschweren; ich hatte an diesem Morgen Zeit mir den Bahnhof und den Bahnverkehr mal genauer anzusehen (ich habe auf dem Bahnhof gefrühstückt) und ich musste feststellen, der Bahnverkehr kommt pünktlich (bis auf ein,zwei Minuten vielleicht, aber das ist bei den Imponderabilien eines komplexen Logistiksystems nicht viel) und das Bahnpersonal ist von ausgesuchter Höflichkeit. Das Einzige, was den guten Eindruck trübte, waren die zahlreichen Jugendlichen (vom Alter her Oberschüler oder Studenten) die nicht in der Lage waren, ein halbwegs zivilisiertes Benehmen an den Tag zu legen. Unrat und Müll gehören nicht auf den Boden, sondern in den Mülleimer. Vielleicht sollte man einen Grundkurs "Benehmen in der Öffentlichkeit" für diese Menschengruppe verpflichtend einführen. Das ein Bahnhof, als Gebäude des öffentlichen Verkehrs, nicht zum Abladen benutzter Taschentücher, Essenresten und Notizpapieren dient, scheint sich manchen Menschen nur rudimentär zu erschließen. Auch ist es unhöflich, einen Mitarbeiter der Bahn mit den Worten "Ey, kannste mir mal sagen...." in einem mit mir geführten Kundengespräch zu unterbrechen. Ersten ist der Mitarbeiter der Bahn kein "Ey" und zweitens hat auch der pseudoakademische Nachwuchs zu warten, bis er an der Reihe ist. Die unverschämte Verhaltensweise gegenüber Mitarbeitern der Bahn ist eine Respektlosigkeit gegenüber wichtigen Funktionsträgern, die diese in keiner Weise verdient haben.
Als der Zug einlief, wurde ich freundlich vom Zugbegleiter begrüßt, nahm in der zweiten Klasse Platz und war über die Sauberkeit und großzügigen Platzverhältnisse angenehm überrascht. Die Klimatisierung war sehr angenehm. Selbst Lesestoff in Form eines Magazins war vorhanden. So machte ich es mir denn bequem und ich kann sagen, ich habe die Fahrt sehr genossen. Im Gegensatz zu früher ist die Federung eines ICE eine Wohltat. Die Zugdurchsagen waren gut verständlich und bis Hamm erlebte ich eine kurzweilige und sehr angenehme Fahrt. Und das lag nicht daran, daß mir mein alter Freund sogar einen Kaffee an den Platz brachte.
In Hamm selber durfte ich sogar einen Blick in das Cockpit (oder besser den Führerstand) des Fahrzeuges machen. Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Technik ein Lokführer umgehen können muß, um solch einen ICE sicher und schnell ans Ziel zu bringen. Die Leistungsanforderungen an das Lokpersonal liegen da nicht geringer als die Anforderungen, die normalerweise dem fliegerischen Personal einer Airline angetragen werden. Von hier mal ein großes Lob an alle Lok- und Triebwagenführer, die trotz teils widriger Arbeitszeiten und schweren Arbeitsbedingungen täglich ihren Mann (oder Frau) stehen und uns sicher ans Ziel bringen. Wer einmal einen Blick hinter die Kulissen riskieren darf, wird sich der Verantwortung und Schwierigkeiten bewußt werden, die so eine Tätigkeit mit sich bringt. Hier sollte man dem Personal Respekt zollen.
Auch die Rückfahrt (im ICE3) schmälerte den guten Eindruck der Hinfahrt in keiner Weise. Bemerkenswert hier fand ich die Scheibe zwischen Cockpit und Fahrgastraum. Sie ist bei Bedarf durchsichtig und erlaubt dem interessierten Bahnreisenden einen Blick auf die Strecke aus der Sicht des Lokführers. Zum Abschluß noch ein Wort an alle Reisenden. Das Zugbegleitpersonal ist immer bemüht den Ansprüchen der Reisenden gerecht zu werden. Wenn mal ein technischer Defekt auftritt (was immer passieren kann) oder ein Fehler passiert (was menschlich ist), so behandeln sie den Zugbegleiter so, wie sie behandelt werden möchten. Er ist kein Dienstbote, kein Ventil zum Ablassen aufgestauter Aggressionen und kein Zielobjekt von unflätigen Bemerkungen. Das Bahnpersonal ist gehalten, ihnen die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten. Wunder kann auch der engagierteste Zugbegleiter nicht vollbringen. Benehmen sie sich als Bahnreisender einfach so, wie es sich unter zivilisierten Menschen geziemt. Das macht ihnen, ihren Mitreisenden und dem Personal die Fahrt angenehmer. Dann können wir alle sagen : "Der ICE - ein netter Zug"

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