Sonntag, 18. September 2016

Berliner Heiß-Luft - Zur Wahl 2016

So ist es immer nach Wahlen. Wenn die Wahllokale geschlossen sind, bemüßigen sich die politischen Abteilungen des Staatsfernsehens dem Wähler nicht nur über die Ergebnisse in Kenntnis zu setzen, sondern auch dem dusseligen Wahlvolk die Ergebnisse zu erklären. Als könne man nicht selber sehen, das die eine Partei einen auf den Sack bekommen hat und die andere Partei sich eben in unverhohlener Schadenfreude darüber kringelt, das der politische Gegner auch Feder hat lassen müssen. Nein, solche Wahlnachlesen haben immer nur Sieger !

Nee, heute eben nicht ! Nachdem die ersten Hochrechnungen über die Sender gekommen waren, sah man einen Herrn Tauber von der CDU, der sichtlich um Worte und mit seinen Tränen ringen mußte. Das Debakel der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus bei dem die große, mächtige Volkspartei CDU mit ihrer alternativlosen Ewig-Kanzlerin Merkel an der Spitze es noch mit Mühe, Not und Mobilisierung aller Wähler, die auch nur noch grenzdebil und fußlahm einen Kugelschreiber halten können, es geschafft hatte das schlechteste Ergebnis seit Bestehen der Berliner CDU einzufahren, war einfach auch mit noch so geschliffenen Worten dem Fernsehzuschauer im Lande nicht mehr schönzureden. Das die CDU - die jahrelang mit Leuten wie Richard von Weizsäcker den regierenden Bürgermeister stellte, gerade einmal 18 % der Wähler von sich überzeugen konnte (inklusive derjenigen, die schon immer CDU wählten und diese selbst ankreuzen würden, wenn Ernie&Bert, Conchita Wurst oder Hape Kerkeling als Spitzenkandidaten aufgestellt würden), zeigt die desolate Lage in der sich die ehemalige Volkspartei heute befindet. An den blassen Gesichtern selbst eingefleischter Merkel-Liebhaber kann man erkennen, das die zeit der Dame abgelaufen ist. Peter Altmeyer wird wohl bald versuchen als Lobbyist der Molkerei Müller den Butterberg zu verkaufen und Peter Tauber hat sicher schon Carsten Maschmeyer gefragt, ob er nicht einen versierten Aktentaschenträger sucht. Heute verteidigt man noch halbherzig die Kanzlerin, aber man bereitet sich schon auf die Nach-Merkel-Ära vor. Anders sind die nur noch halbherzig vorgetragenen Statements nicht zu erklären.

Auf der anderen Seite (oder in der Berliner GroKo auf der selben Seite) steht die SPD. Berlin war jahrelang eine Hochburg der Sozialdemokraten und Berlin war einst das Sprungbrett für den Kanzler Willy Brandt. Jetzt dümpelt die Partei dank nibelungenhafter Treue zur Bundes-CDU und der charismatischen Erscheinung des Spitzenkandidaten Müller bei 23 % vor sich hin. Ok - Müller ist als Politiker so interessant, wie ein Kassenprüfer der Ortskrankenkasse, aber etwas mehr hätte er schon auf Grund der Stammwählerschaft seiner spezialdemokratischen Filz-Partei schon auf die Kette kriegen müssen. War aber nix - die alten Arbeiter mit SPD-Parteibuch und "mit uns zieht die neue Zeit" auf den Lippen haben sich langsam aber sicher im Rahmen der, auch von der SPD mitgetragenen, Globalisierung ins Prekariat, in den Ruhestand oder auf den Friedhof verabschiedet. Neue Wählerschichten konnte weder der dicke Siggi noch sonst ein Sozi angraben. Auch sind Sprüche wie die des ehemaligen SPD-Vorsitzenden Müntefering "Mit 600 € Rente ist man nicht arm" nicht gerade dazu angehalten, den Bürger auf der Straße zum SPD-Wähler zu machen.

Die Linken und die Grünen sind heilfroh darüber, das sie sich halbwegs auf ihren Positionen halten konnten - was allerdings in der speziellen Berliner Wahlsituation auch zu erwarten war. Dort laufen - wie selbst Berliner offen zugeben - genug Verrückte rum. Das die Grünen auf Landesebene überall im Bausch und Bogen rausfliegen oder auf Splitterniveau eingedampft werden (außer in BaWü, wo der Kretschmann eigentlich wirkt, wie der geläuterte Polit-Enkel von Hans Filbinger) sollte ihnen zwischen Jutesack und Vollwertmüsli eigentlich zu denken geben. Tut es aber nicht - denn dazu müssten sich die Grüngestrichenen von ihrer Besserwisser-Mentalität verabschieden. Die Linken haben traditionell in Berlin einen eher guten Stand, da sitzen aus alten Zeiten noch genug Profiteure der ehemaligen DDR herum, die auch früher nicht für Bananen anstehen mussten und den Wartburg nach 3 Jahren vor der Tür hatten. Die Alten Aktivisten diskutieren immer noch im Hinterzimmer des Eckcafés über die Weltrevolution, Karl Marx, die Rosa Luxemburg  und den bösen Kapitalismus - neuerdings bereichert um die Themen Blasenschwäche und Überwintern in Thailand. Rosa Luxemburg war übrigens die erste Frau, die als Nichtschwimmerin durch den Landwehr-Kanal zu schwimmen versuchte und dann 1919 einen Preis im Dauer-Abtauchen gewann.

Kommen wir nun zum eigentlichen Sieger des Abends : Die AfD ! Aus dem Stand auf 13,5 % ! Ohne bekannten Spitzenkandidaten, ohne aufwändigen Wahlkampf, ohne Gro0kundgebung, entgegen dem Widerstand der gesamten Springer-Presse und den Mitte-Links-Medien, gegen den Widerstand der etablierten Parteien und fast sämtlicher Kulturschaffender. Der "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern"- Wahlkampf aller Parteien zielte darauf ab, die AfD aus dem Abgeordnetenhaus zu halten und den Trend im Volke, sich endlich durch die AfD ein Sprachrohr zu verschaffen, umzukehren. Das ging in die Hose ! Die AfD ist drin - und mit 13,5 % aus dem Stand sogar für Berliner Verhältnisse sehr gut drin. Zwar hatte sich das ZDF - als Merkels Haussender - noch zu der Formulierung verstiegen, das nur Parteien im Bundestag an der Elefantenrunde im TV teilnehmen dürfen (um so die AfD aus dem Blick des Wählers zu halten), aber die gesamte Diskussion drehte sich um das Abscheiden der AfD und die nun zu ziehenden Konsequenzen für die Regierung. So kann man wirken ohne dabei zu sein - ein Faszinosum, welches die AfD exclusiv für sich beanspruchen kann.

Allerdings kam bei der TV-Diskussion wieder nur heiße Luft und gegenseitige Schuldzuweisungen heraus. Statt sich mal konsquent um die Belange des Bürgers zu kümmern, haben die Merkelschen Einheitsparteien nicht anderes zu tun, als ihre Kanzlerin halbwegs und halbherzig aus der Schußlinie zu nehmen und die schmalbrüstige Opposition erging sich in beruhigendem Seufzen, wenigsten nicht Schuld daran zu sein.

Nach Mecklenburg-Vorpommern und Berlin weht nun ein frischer Wind durch die Parlamente. Dagegen haben die Altparteien nur noch heiße Luft zu setzen. Die Mitglieder der GroKo pfeifen schon aus dem letzten Loch und der alten Kanzlerin scheint gänzlich die Luft ausgegangen zu sein. Die alternativlose Uckermärkerin hat es nicht für nötig gehalten, ihrem undankbaren Wahlvolk auch nur ein Wort der Erklärung zu gönnen. Oder vielleicht hat sie endlich eingesehen, das ihr Volk nicht mehr darauf erpicht ist, ihr weltfreundliches Gesicht zu sehen und hat das Land, "das dann nicht mehr ihr Land ist" längst verlassen. Vielleicht nach Chile ? Da soll ein Haus mit Garten günstig zu vermieten sein. Dort kann sie dann tränengeblendet ihre Memoiren schreiben - so als eine Art politischer Scarlett O`Hara - "Vom Winde verweht"

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