Dienstag, 20. Mai 2014

Ohne Worte !

Verdammt ! Jetzt ist es wieder passiert. Jetzt habe ich doch glatt im Fernsehen den Roberto Blanco gesehen und so bei mir gedacht "Der Neger wird auch immer älter!". Wie konnte ich nur das Wort "Neger" denken?  Das darf man doch heute nicht mehr verwenden. Wir haben zwar als Kinder noch das Lied "10 kleine Negerlein" gelernt (und nichts schlimmes dabei gedacht), aber das waren halt ganz andere Zeiten. Damals war "Neger" noch nichts schlimmes. Ich kann zwar auch heute noch nichts Schlimmes daran finden, wenn jemand schwarz ist - aber "Neger" geht hat nicht mehr. Die Hysterie, die um die Verwendung mancher Worte treibt, entlarvt allerdings den Mahner selber. Neger ist nichts abwertendes, genauso wenig wie Indianer, Jude oder Chinese. In Asien sind wir Europäer die Langnasen - das ist nichts anderes als eine genaue Betrachtung unserer Physionomie. Wenn ich also ein Wort wie Neger als etwas Diskriminierendes ansehe, so manifestiere ich dadurch nur meine eigene Wertung andersfarbiger Mitmenschen. Für jemanden, der sein gegenüber ungeachtet seiner Hautfarbe akzeptiert, ist die bloße Betrachtung seiner Pigmentanzahl keine Beleidigung.
Oder sind denn manche Zeitgenossen der Meinung, ein dunkelhäutiger Mensch wird heller, wenn man seine Dunkelhäutigkeit (und damit einen Teil seiner selbst) konsequent ignoriert? Muß ich mein Gegenüber nicht so nehmen, wie es ist und in seiner Ganzheit akzeptieren?   
Gehen wir mal Waschpulver kaufen. Nun hat der Handel ein Paket "Ariel" in den Handel gebracht, auf dem in fußballtrikotähnlicher Aufmachung die Zahl "88" gedruckt war. O Ha - schreit da der geschichtsbewußte Gutmensch. Schließlich deutet die 88 zweimal auf den Buchstaben "H" hin und könnt somit als "Heil Hitler" angesehen werden. Die Herstellerfirma hat daraufhin das Paket aus dem Handel genommen. Komisch, "HH" stand bisher für mich immer für "Hansestadt Hamburg" und ziert zahlreiche Autokennzeichen (auch das von Helmut Schmidt). Die 8 selber haben wir von den Arabern übernommen (wie alle anderen Zahlen auch) und die Dopplung der Ziffernfolge haben wir auch aus dem Orient bekommen. Ich wasche seit 30 Jahren meine Wäsche selber. Ich habe mich noch niemals für den Aufdruck auf dem Paket interessiert. Weder das TAED-System, noch die MEGAPerls, noch der BioBlockerKomlex hätten meine politische Überzeugung durch farbenfrohe Beschriftung beeinflusst. Was macht eigentlich mein Metzger, wenn Schnitzel wieder für 88ct im Angebot sind (pro 100gr). Sind das dann rechtsradikale Schnitzel?
Apropos Schnitzel. Als leidenschaftlicher Verzehrer dieser Bratschnitten bin ich natürlich sehr bestürzt. Das von mir geliebte "Zigeuner-Schnitzel" darf es ja auch nicht mehr geben. Heißt das jetzt Sinti oder Roma-Schnitzel?  Darf ich nun denn wenigstens noch Löwensenf auf mein Würstchen machen, oder beschwert sich dann so ein strickpullovertragender Grüner wegen dem Aussterben der Löwen in Afrika?
Gehen wir mal spazieren. Da gab es früher die Karl-Peters-Straße. Die wurde vor einiger Zeit umbenannt, da Karl Peters (ein deutscher Afrikaforscher) in seinem Weltbild starke national-sozialistische Züge vertreten hat. Nun, darüber kann man ja denken wie man will - der Karl Peters ist allerdings im Frühjahr 1918 hochbetagt gestorben. Zu diesem Zeitpunkt gab es weder eine NSDAP noch wußte jemand etwas von Herrn Hitler (der lag damals gasblind in einem Lazarett und beschloß erst noch Politiker zu werden). Wie der alte Dschungelforscher da dem Weltbild von Adolf nahe gekommen sein will, ist mir ein Rätsel. Für die damaligen Verhältnisse und Ansichten war Herr Peters ganz normaler Durchschnitt - eben kaisertreu und deutschnational. Der gleichsam tätige Gustav Nachtigall durfte allerdings seine Straße behalten. Hier wurde in panischer Angst vor historischen Persönlichkeiten das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Es ändert sich nichts, wenn ich die Wahrheit statt in Worte zu fassen, in heuchlerische Euphemismen kleide. Ein Neger ist ein Neger, ein Schnitzel bleibt ein Schnitzel, ein historischer Forscher ändert nicht mehr seine zur Kaiserzeit gedruckten Ansichten. Eine Wortwahl, die nicht den Kern einer Sache trifft, ist fast schon eine Lüge - es klingt nur schöner und weniger brutal. An den Tatsachen bessert das kein Jota. Wenn dich dein Arbeitgeber rausschmeisst, so wird das nicht besser wenn er von "Freistellung", "strukturellem Umbau" oder "personeller Verschlankung" spricht. Wenn uns die Politiker in die Tasche fassen wollen, so nennen sie es auch "Reform" oder "sozialer Umbau". Selbst die massenhafte Tötung von Menschen hieß hierzulande mal "Sonderbehandlung" , das Erschießen von Zivilisten nannte man "Bandenbekämpfung" und die Beraubung von jüdischen Mitbürgern "Arisieren". Nicht nur, das man unendliches Leid durch diese Taten verursacht hat, nein - man hat die Opfer noch durch schöne Worte verarscht.
Wenn wir schon eine politisch korrekte Gesellschaft sein oder wenigstens werden wollen, so sollten wir uns nicht der Methoden eines Joseph Goebbels oder eines Heinrich Himmlers bedienen und uns an den guten Vorsatz halten "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" - das gilt auch für Euphemismen.



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