Freitag, 15. März 2019

Wie Gerda Thunfisch die Welt rettete

Es war einmal vor langen Zeiten in einem Land ganz hoch im Norden. Dort lebte ein kleines Mädchen, daß ihre Eltern Gerda riefen und das lange Zöpfe hatte. Wenn die anderen Kinder fleißig in der Schule lernten, so saß Gerda nur auf ihrem Stuhl und spielte mit ihren Zöpfen. Was immer auch die Frau Lehrerin erzählte, es Gerda verstand nicht, was sie sagte. Sie sah immer aus dem Fenster und betrachtete versonnen den Hafen, in dem die Fischerboote ihre Ladung ausluden und die Katzen gierig über das Kopfsteinpflaster nach Beute haschten. Bald setzte sich Gerda garnicht mehr in die Schule, sondern blieb auf der Treppe vor dem Portal sitzen. Hier konnte sie viel besser sehen und manchmal brachte ihr ein fetter Kater einen Fischkopf. Schön war das Sitzen in der Sonne für Gerda. Aber der Wachtmeister sah das Mädchen dort sitzen und weil es ja eigentlich zur Schule gehen sollte, brachte er es zu ihren Eltern. Da weinte das Mädchen bitterlich und ihre Eltern wußten sich nicht anders zu helfen, als das arme Kind immer wieder vor der Schule sitzend mit den Fischköpfen spielend zu finden. Da kam ihrem guten Vater eine Idee. Wenn Sie doch nur ein Schild vor sich stellen wollte, auf dem geschrieben stand, sie wolle Gutes tun, so würde man Sie bestimmt dort sitzen lassen. In der Schule konnte das Mädchen doch eh nicht aufpassen und man würde schon den lieben Gott bitten für Sie eine warme Wohnstelle zu finden, wenn die Zeit gekommen sei, in die Welt zu ziehen. Und so saß Gerda versonnen und in ihren eigenen Träumen vor der Schule und ließ sich von der Sonne wärmen. Da kam eines Tages um die Mittagszeit ein fahrender Spielmann vorbei, der vorgab schon viel in der Welt umhergekommen zu sein. Wichtige Leute würde er kennen und wenn Gerda nur mit ihm ginge, so wolle sie ihr Glück machen und alle Welt von den Sorgen befreien. Fröhlich zog Gerda mit dem Spielmann, der ihren Eltern das Wohl ihrer Tochter versprochen hatte und ihnen einen Beutel reinen Goldes versprach. Alle Welt kannte bald Gerda und viele dachten, die Welt würde ein glückliches Tal werden, wenn man sich nur lange genug auf die Straße setzen würde. Selbst der Herzog von Flandern, trunkend von Wein, glaubte in der kleinen Gerda einen Heilsbringer des Himmels zu erblicken und küsste dem kleinen Mädchen ergeben die Hand. Gerda genoß, daß alle Welt sie sehen wollte und reiste mit dem Spielmann landauf und landab, auf das sich viele - anstatt ihrer Pflichten zu erinnern - versonnen auf die Straßen setzen sollten.
Zu der Zeit begab es sich jedoch, das in einem fernen, dunklen Land eine alte Königin um ihre Macht fürchtete. Ihre Bürger murrten, weil sie ohne unterlass Fremden den Eintritt in ihr Land gewährte und die Straßen voller Löcher waren. Nun wollte die alte Königin nicht von ihrem Throne und als sie von der kleinen Gerda hörte, die allen das Glück herbeisitzen könnte, da schickte sie ihre Vasallen aus, das Mädchen ins Land zu holen. Denn kein Bürger, dessen Kind nichts mehr lernen wollte, würde sich darum kümmern, ob sie noch in ihrem Schlosse wäre. Der Spielmann hörte vom Wunsche der Königin und brachte Gerda an den Hof der alten Frau, auf daß sie ihn mit allerhand Juwelen lohnen sollte. Langsam und mit zittriger Hand befühlte die Königin das Gesicht und die Zöpfe des Mädchens und freute sich, daß nun ihr Volk statt zu arbeiten und zu lernen, sich nur noch in die Sonne setzen würde. Und so setzte sich die kleine Gerda vor das Schloß der alten Königin und begann damit nichts zu tun. Denn nur das Nichtstun würde alle Sorgen vom Volke ablenken und wenn auch die Löcher in den Straßen noch größer werden würden, so hätte man doch immerhin den Sonnenschein gerettet und die Königin könnte ihre Macht behalten, wenn nur alle Kinder wie Gerda nichts mehr lernen. Und wenn sie nicht gestorben ist, so sitzt die kleine Gerda Thunfisch immer noch vor den Schloß, schaut in die Sonne und spielt mit den Fischköpfen, die die Katzen ihr bringen.

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